Zusammenfassung

 
Überblick

Die sichere Verwendung von Chemikalien ist eines der Hauptziele von REACH. In sehr vielen Fällen werden Stoffe nicht als solche, sondern in Gemischen eingesetzt. In den von REACH geforderten Stoffsicherheitsbeurteilungen von Stoffen wird der gesamte Lebenszyklus eines Stoffes bewertet. Dazu zählt auch ihr Einsatz in Gemischen. Wie diese Gemische aussehen, weiß i. d. R. nur der Formulierer, der sie produziert. Er muss in seinen Sicherheitsdatenblättern die Bedingungen für die sichere Verwendung der Gemische kommunizieren. Diese Aufgabe bestand auch schon vor REACH. Neu ist unter REACH, dass der Formulierer die Informationen berücksichtigen muss, die ihm seine Lieferanten in Form von erweiterten Sicherheitsdatenblättern zur Verfügung stellen. Zentrale Fragen sind hier: Wie kann ein Formulierer bei der Bewertung eines Gemisches praktisch vorgehen? Wie kann er geeignete Risikomanagement-Maßnahmen und Anwendungsbedingungen für das von ihm hergestellte Gemisch ermitteln und mit dem Sicherheitsdatenblatt kommunizieren? Welche Handlungsoptionen gibt es?

 
Gesetze, Vorschriften und Rechtsprechung

Zentrale Rechtsvorschrift ist REACH (Verordnung (EG) Nr. 1907/2006 zur Registrierung, Bewertung, Zulassung und Beschränkung chemischer Stoffe).

1 Was sind eigentlich Gemische?

REACH definiert Gemische als Gemenge, Gemische oder Lösungen, die aus 2 oder mehr Stoffen bestehen (Art. 3 REACH). Die meisten chemischen Produkte sind Gemische, aus Stoffen oder anderen Gemischen oder beidem. Oft sind sie das Ergebnis eines Produktionsprozesses, etwa wenn ein Gemisch in einer Lösung hergestellt wird. Die sichere Verwendung von Chemikalien ist eines der Hauptziele von REACH. Stoffsicherheitsbeurteilungen von Stoffen sind daher von zentraler Bedeutung. In ihnen wird der gesamte Lebenszyklus eines Stoffes bewertet. Da in sehr vielen Fällen Stoffe während ihres Lebenszyklus in Gemischen eingesetzt werden, sind auch die Verwendungen von Stoffen in Gemischen in den Stoffsicherheitsbeurteilungen mit zu betrachten.

Allerdings hat der Registrierer in den meisten Fällen keine Informationen zu den genauen Bedingungen, unter denen der von ihm registrierte Stoff später in Gemischen zum Einsatz kommt. Er kann deshalb diesen Einsatz oftmals nur sehr allgemein (man sagt auch generisch) in den Stoffsicherheitsbeurteilungen berücksichtigen. Die genaue Beschreibung angemessener Risikomanagement-Maßnahmen für ein spezifisches technisches Gemisch bleibt dann eine wichtige Aufgabe für den Formulierer, der das Gemisch auf den Markt bringt.

 
Achtung

Für die Verwendung eines Gemisches gelten häufig andere Anwendungsbedingungen und andere Risiko-Management-Maßnahmen als für den Einzelstoff

Die Anwendungsbedingungen und die Risikomanagement-Maßnahmen bilden zusammen die Verwendungsbedingungen eines Stoffes oder Gemisches. Zu den Anwendungsbedingungen gehören z. B. die Prozesstemperatur und die Prozessdauer. Eine Risikomanagement-Maßnahme kann z. B. sein, dass eine bestimmte Prozesstemperatur nicht überschritten wird. Wichtig ist, dass die Sicherheitsdatenblätter zu den Gemischen gut verständliche und umsetzbare Angaben zu den notwendigen Risikomanagement-Maßnahmen enthalten.

Eine typische Lieferkette für Gemische beginnt mit der Herstellung der Stoffe, die als Rohstoffe für das Gemisch eingesetzt werden, und endet beim Endanwender, der das Gemisch in einer industriellen oder gewerblichen Anwendung einsetzt.

 
Wichtig

Private Verbraucher in Sicherheitsbeurteilungen berücksichtigen

Private Endverbraucher sind keine Akteure in der Lieferkette i. S. von REACH und erhalten normalerweise keine Sicherheitsdatenblätter. Entsprechende Verwendungen sind aber von Herstellern/Importeuren in deren Stoffsicherheitsbeurteilungen zu berücksichtigen.

Gemische, die der erste Formulierer in der Lieferkette hergestellt hat, können von einem weiteren Formulierer als Ausgangsmaterial für seine Gemische verwendet werden. Daher treten in Lieferketten oft mehrere Formulierer auf, bevor das "fertige" Gemisch an den Endanwender geliefert wird.

REACH bezieht sich in erster Linie nicht auf Gemische, sondern auf einzelne Stoffe. Es gibt nur wenige REACH-Vorgaben, die direkt Gemische betreffen. So sind z. B. Sicherheitsdatenblätter auch für gefährliche Gemische zu erstellen. Hersteller von Gemischen müssen die Informationen zu den Rohstoffen berücksichtigen, die ihnen von ihren Lieferanten mitgeteilt wurden, z. B. bei der Erstellung ihrer Sicherheitsdatenblätter.

 
Praxis-Tipp

VCI REACH Praxisführer zu Gemischen

Zum Thema "REACH und Gemische" hatte eine Projektgruppe des Verbands der Chemischen Industrie e. V. (VCI) Praxisbeispiele erarbeitet. Sie waren Teil gemeinsamer Aktivitäten mit dem Europäischen Chemieverband Cefic. Die Ergebnisse sind frei verfügbar in Form des "REACH Praxisführers zur Expositionsbewertung und Kommunikation in den Lieferketten". Im Teil III des Praxisführers erfolgt eine detaillierte Darstellung des Themas "REACH und Gemische".[1]

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