Nur durch eine Begrenzung der Anzahl der Interviewpartner ist eine kostengünstige Gefährdungsbeurteilung möglich. Die Qualität des Ergebnisses wird dadurch nur minimal beeinträchtigt, denn ab einer gewissen Anzahl von Gesprächen liefert jedes weitere Gespräch immer weniger zusätzlichen Erkenntnisgewinn. Ziel einer Gefährdungsbeurteilung ist es ja nicht, jeder individuellen und speziellen Situation einzelner Beschäftigter gerecht zu werden, sondern die grundsätzlichen Belastungen und Beanspruchungen zu ermitteln. Für den Umgang mit individuellen Gefährdungen bedarf es im Unternehmen zusätzlicher Strukturen und Ansprechpartner, z. B. Betriebsarzt, betriebliche Konfliktberatung oder externe Partner (Employee Assistance Program/EAP).

Bei der Auswahl der Interviewpartner ist darauf zu achten, dass sie eine möglichst repräsentative Teilmenge der Gesamtgruppe darstellen hinsichtlich ihrer Arbeitsaufgaben, ihrer hierarchischen Position, ihres Geschlechtes, ihres Alters sowie ihrer Zugehörigkeit zum Unternehmen und zum betrachteten Arbeitsbereich.

Die Anzahl der Interviewpartner hängt ab von der Größe und der Homogenität bzw. Heterogenität des untersuchten Arbeitsbereiches. Hat eine Abteilung 50 Mitarbeiter, die nahezu die gleiche Arbeit verrichten, z. B. Kundenberatung für unterschiedliche Postleitzahlbereiche, so sollten 6 bis 8 dieser Mitarbeiter interviewt werden. Arbeiten in dieser Abteilung jedoch unterschiedliche Berufsgruppen oder unterscheiden sich die Tätigkeiten deutlich, wird eine größere Anzahl an Gesprächen erforderlich sein.

 
Praxis-Beispiel

Auswahl der Interviewpartner in einem Krankenhaus

Die chirurgische Abteilung eines Krankenhauses beschäftigt 50 Mitarbeiter: 15 Ärzte, 30 Pflegekräfte, 2 Sekretärinnen und 3 Stationshelfer. Da die unabhängige Einschätzung des Untersuchers nach Möglichkeit immer auf mehr als einem Gespräch beruhen sollte, wären in diesem Fall beide Sekretärinnen und mindestens 2 der 3 Stationshelfer zu interviewen. Von den Ärzten sollten ca. 5 (2 Oberärzte und 3 Stationsärzte) und von den Pflegekräften ca. 7 ausgewählt werden, jeweils Männer und Frauen, jüngere und ältere. Insgesamt würden in diesem Beispiel einer eher heterogenen Organisation ungefähr 16 von 50 Mitarbeitern interviewt.

Wenn es unter Beachtung einer möglichst repräsentativen Auswahl noch Wahlmöglichkeiten gibt, sollten unter den infrage kommenden Interviewpartnern ausgelost werden. Keinesfalls sollte versucht werden, Mitarbeiter unter dem Aspekt der Belastbarkeit oder des vermuteten gesundheitlichen Befindens auszuwählen.

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