Bei längerem freien Hängen in einem Gurt besteht die Gefahr des akuten Herztodes, hervorgerufen durch das sog. Hängetrauma. Die Art des Hängegurts spielt dafür keine Rolle. Aufrechtes Hängen ohne Möglichkeit zur Betätigung der Muskelpumpe bewirkt ein "Versacken" einer größeren Blutmenge in den Beinen. Daraus resultiert ein geringerer Blutrückfluss zum Herzen bzw. ein ausgeprägtes Schockgeschehen. Das Hängetrauma kann bei Personen auftreten, die an Arbeitsplätzen mit Absturzgefahr Auffanggurte tragen und nach einem Sturz "hilflos" im Auffanggurt hängen oder sogar bewusstlos sind. Hinzu kommen evtl. Verletzungen, die durch den Sturz selbst verursacht werden können. Gefährdet sind auch Personen, die entweder frei oder bewegungslos in einer Steigschutzeinrichtung hängen.

Verschiedene Faktoren begünstigen die Entwicklung eines Hängetraumas (Abb. 22a):

Abb. 22a: Hängetrauma – begünstigende Faktoren

Symptome

Die ersten Anzeichen für ein mögliches Hängetrauma können bereits nach wenigen Minuten auftreten. Im ungünstigsten Fall sind bereits nach wenigen Minuten Schäden möglich. Genaue Zeiten bis zum Eintreten des Hängetraumas können nicht genannt werden. Die körperliche Verfassung des Betroffenen sowie die Ergonomie des Gurts spielen eine große Rolle. Die Auswirkungen eines längeren, bewegungslosen Hängens in einem Auffanggurt können je nach Gesundheits- und Körperzustand der Person individuell sehr unterschiedlich sein:

  • Schwindel, Übelkeit,
  • Sehstörungen,
  • Kurzatmigkeit, Atemnot, Brustenge,
  • Blässe,
  • "eingeschlafene" Beine, Kribbelgefühl.

Helfen

Da die Maßnahmen der Ersten Hilfe beim Hängetrauma den meisten Ersthelfern unbekannt sind, ist es wichtig, bei Arbeiten mit Absturzgefahr diese Besonderheiten ausführlich zu schulen!

  • Möglichst schnelle Rettung aus dem Haltegurtsystem – unter strikter Beachtung des Eigenschutzes.
  • Notruf.
  • Der öffentliche Rettungsdienst verfügt meist nicht über Einrichtungen und Personal für die Höhenrettung (für eine schnelle Rettung muss deshalb der Unternehmer i. d. R. selbst für Einrichtungen und Sachmittel sowie fachkundiges Personal zum Retten hängender/aufgefangener Personen sorgen).
  • Betroffenen auffordern, seine Beine zu bewegen oder abzustützen.
  • Nach der Rettung: Betroffenen sofort mit erhöhtem Oberkörper (sitzend oder hockend) lagern (für mind. 20–30 min), um eine Überbelastung durch vermehrten Blutrückfluss zum Herzen zu vermeiden.
  • Keine klassische Schocklage durchführen!
  • Bei Kreislaufstillstand: Herz-Lungen-Wiederbelebung.
  • Ggf. Versorgung weiterer Verletzungen.

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