Psychische Faktoren an sich sind als neutral zu sehen. Bei der Einschätzung der Auswirkung psychischer Faktoren wird jedoch bei der Risikobewertung der Fokus auf mögliche negative Folgen - sogenannte Fehlbeanspruchungen, negative Beanspruchung oder beeinträchtigende Auswirkungen[1] - gelegt.

Das Ausmaß der negativen Beanspruchung lässt sich in kurzzeitige, länger anhaltende und extreme negative Folgen einstufen. Dabei wird neben körperlichen Symptomen die psychische Symptomatik berücksichtigt. Ebenso spielt die Intensität und Behandlungsmöglichkeit der Symptome eine Rolle bei der Einstufung: leichte Kopfschmerzen, die durch eine Erholungspause verfliegen, sind als kurzzeitige Folgen zu verstehen. Kopfschmerzen, die trotz Pausen bestehen bleiben oder nur durch eine stetige höhere Dosierung von Tabletten in den Griff zu bekommen sind, sind als länger anhaltend einzustufen. Extreme negative Folgen sind psychosomatische Erkrankungen wie Depressionen oder Angsterkrankungen.

Bei der Einschätzung der Beanspruchung können im Unternehmen Betriebsarzt bzw. Betriebsärztin oder Psychologe bzw. Psychologin unterstützen. Auch die Forschungsergebnisse, die in Abschnitt 4.3.1 vorgestellt wurden, sollten Sie heranziehen.

Negative Beanspruchungsfolgen (nB)
0 Ohne Folgen    
1 Kurzzeitige Folgen Leichte reversible Folgen, die mit einfachen Maßnahmen behebbar sind

Psychische Symptome: z. B. psychische Ermüdung, Monotonie-Erleben, Konzentrationsstörung, Gereiztheit

Körperliche Symptome z. B. Müdigkeit, leichte Kopfschmerzen, Verspannungen
4 Länger anhaltende Folgen Folgen, die größere Anstrengung, Zeitaufwand und Maßnahmen erfordern, um sie zu beheben, evtl. mit ambulanter medizinisch-therapeutischer Unterstützung

Psychische Symptome: z. B. psychische Sättigung, dauerhafter Ärger oder Wut, dauerhafte Arbeitsunzufriedenheit

Körperliche Symptome: z. B. Schlafstörungen, Appetitlosigkeit, Magenverstimmung, Verdauungsstörungen, häufige Kopfschmerzen
8 Extreme Folgen Folgen, die intensive ggf. stationäre medizinisch-therapeutische Unterstützung benötigen, um sie zu beheben Psychische und körperliche Symptome von beispielsweise Depression, Angsterkrankung, Burnout, Posttraumatische Belastungsstörung, chronifizierte Beschwerden

Abb. 8

Vorschlag zur Abstufung der negativen Beanspruchungsfolgen

[1] Nach DIN EN ISO 10075-1:2018-01.

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