In Deutschland werden jährlich etwa 1,5 Milliarden Arzneimittelverpackungen verkauft, davon ist die Hälfte aufgrund einer medizinischen Indikation ärztlich verschrieben. Die andere Hälfte ist rezeptfrei erhältlich[1].
Nebenwirkungen von Medikamenten sind nicht zu unterschätzen | |
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Die DHS geht davon aus, dass in Deutschland etwa 1,5 % der Bevölkerung medikamentenabhängig sind. In etwa 75 % der Fälle handelt es sich dabei um eine Beruhigungsmittelabhängigkeit vom Benzodiazepin-Typ, in 25 % der Fälle liegt hingegen eine Schmerzmittelabhängigkeit vor.
Missbrauchspotential haben alle Medikamente, die eine beruhigende, eine stimmungsaufhellende oder eine stimulierende Wirkung haben.
Anders als beim Alkohol sind Frauen bei der Abhängigkeit von Beruhigungsmitteln häufiger betroffen als Männer.
Beruhigungsmittel (Benzodiazepine, Z-Medikamente[2]) haben eine sehr unterschiedliche Wirkdauer. Diese reicht von etwa 3 Stunden bis zu 40 Stunden und mehr.
Im Gegensatz zu den drogen- und alkoholabhängigen Menschen sind Medikamentenabhängige im Durchschnitt deutlich älter.
Oft findet man bei Menschen, die von Beruhigungsmitteln abhängig sind, eine jahrzehntelange "Niedrigdosisabhängigkeit". Dies bedeutet, dass die Dosis der eingenommenen Beruhigungsmittel im Bereich der empfohlenen Dosierung oder nur leicht darüber liegt.
Hinweis: | |
Ein Medikamentenentzug muss bei Beruhigungsmitteln sehr langsam über viele Monate unter ärztlicher Kontrolle erfolgen, da sonst die Gefahr schwerer Entzugssymptome wie Delir oder epileptische Anfälle besteht. |
Wenn Medikamente wie Nasensprays oder Abführmittel übermäßig lange angewendet werden, spricht man ggf. von Missbrauch. Eine echte Abhängigkeit entsteht jedoch nicht[3].
Risiken durch Medikamentenkonsum
Vergleichbar mit der Alkoholproblematik und betrieblich relevant sind nicht nur Beruhigungs- oder Schmerzmittelabhängigkeiten von Beschäftigten, sondern auch Beeinträchtigungen durch eine einmalige Tabletteneinnahme.
Besonderheiten bei der Einnahme von Beruhigungsmitteln | |
Neben den allgemeinen suchttypischen Auffälligkeiten (siehe Box S. 10 Kennzeichen einer Abhängigkeit), bestehen bei der Einnahme von diesen Beruhigungsmitteln folgende Besonderheiten:
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Bei opiathaltigen Schmerzmitteln, verschiedenen Antidepressiva und Antiepileptika wird im Beipackzettel darauf hingewiesen, dass in den ersten Wochen auf das Autofahren verzichtet werden sollte. Dieselbe Vorsicht sollte gelten bei der Bedienung von Maschinen und bei verschiedenen Kontrolltätigkeiten, z. B. dem Arbeiten in Messwarten. Viele Beschäftigte sind dann - je nach individueller Medikation und resultierender Reaktion - nach einer medikamentösen Eindosierungsphase von 10-14 Tagen wieder voll einsetzbar (Ausnahme: Benzodiazepine). Die Entscheidung darüber bedarf jedoch einer sorgfältigen individuellen ärztlichen Überprüfung.
Das gilt auch für Schmerzpatientinnen und Schmerzpatienten und für einen Teil der Drogenabhängigen, die mit Methadon und ähnlichen Substitutionsmitteln behandelt werden.
Medikation bei Depression | |
Bei depressiv Erkrankten konnte nachgewiesen werden, dass die Wirkung der Medikation auf die Fahrtüchtigkeit weniger ausgeprägt war, als die Auswirkungen der Erkrankung an sich. Menschen in einer schweren depressiven Erkrankungsphase sind allerdings nicht verkehrstüchtig - unabhängig davon, ob sie Medikamente einnehmen oder nicht. |
Führungskräfte sollten sich bei Fragen zur Einsetzbarkeit von Beschäftigten unter Medikation im Zweifel den hausärztlichen (Bitte um Attest hinsichtlich Einsatzfähigkeit) und/oder den betriebsärztlichen Rat einholen, ...
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