Zusammenfassung

 
Überblick

Dieser Artikel versucht, die Mode den vorhandenen Notwendigkeiten und Prozessen unterzuordnen und eine systematische, primär präventive Vorbeugung zu beschreiben. Er will einen Beitrag zur Systematisierung der Burnout-Prävention bzw. der psychischen Gesundheit auf allen Handlungsebenen und Maßnahmenstrategien leisten. Die Maßnahmen sollen gezielt an vorhandenen betrieblichen Abläufen und Prozessen festgemacht werden: Der betriebliche Radar ist mit den psychischen Belastungen im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung in Form einer mitarbeiterorientierten Gefährdungsbeurteilung (Ursachen) zu koppeln. Es gilt aufzeigen, dass trotz individuellen Gründen für Burnout eine Strategie, die auf grundsätzlichen Lebensprinzipien basiert, zielführend und nachhaltig sein kann. Hier ist ein Paradigmenwechsel bei allen Beteiligten nötig. Entscheidend sind die gleichzeitigen Ansätze auf der individuellen, team-, unternehmens- und organisatorischen Seite. Es gilt ein Miteinander, nicht ein Nach-, Neben- oder Gegeneinander der betrieblichen Akteure, die sich mit ihren Qualitäten in den Gesamtprozess einbringen.

1 Burnout – Krankheit oder Syndrom?

Es bedarf einer differenzierten Betrachtung des Burnout-Syndroms und einer Klärung der Begrifflichkeiten. Wir wollen uns dem zusammengesetzten Begriff Burnout-Prävention einmal von seinen Einzeldefinitionen nähern, um zu klären, womit wir es im Detail zu tun haben. Zum Schluss werden die Bezüge zum Thema "Psychische Gesundheit" verdeutlicht.

Burnout ist in den Medien zum Dauerbrenner geworden, doch es wird unübersichtlich, widersprüchlich und oft aufgeheizt mit Zahlen und ergreifenden Stories von Betroffenen berichtet. Die sachliche Diskussion findet leider erst und nur in einzelnen Fachkreisen statt. Eine interdisziplinäre Betrachtung ist eher die Ausnahme als die Regel und die guten Ansätze und Materialien – z. B. des Projektes psyGA – finden noch zu wenig den Weg in die Praxis.

In der Medizin gibt es bis jetzt keine verbindlichen Kriterien für die Diagnose.[1] Ist es dann eine diagnostizierbare Krankheit? Nein! Beim Burnout spricht man daher über das Burnout-Syndrom.

 
Wichtig

Burnout-Syndrom

Das Burnout-Syndrom bezeichnet einen Zustand der totalen körperlichen und emotionalen Erschöpfung, der sich über einen längeren Zeitraum entwickelt hat. Der Begriff kommt aus der Psychologie und der Medizin. "Burn out" (engl.) bedeutet wörtlich übersetzt "ausbrennen". Von einem Syndrom spricht die Wissenschaft, wenn verschiedene Krankheitszeichen zusammen auftreten, die eine gemeinsame Ursache haben. Die Krankheit ist von der Arbeitswelt geprägt. Sie tritt in allen sozialen Schichten und Altersstufen auf, sowohl bei Männern als auch Frauen. Sie neigt zu einem chronischen Verlauf. Zu den Symptomen zählen unter anderem reduzierte Leistungsfähigkeit, erhöhte Suchtgefahr sowie Depressionen.

Wir haben es mit einem Syndrom und keiner Krankheit zu tun. Es gibt keine Standarddiagnose:

  • Die Krankheit hat keinen bestimmten Anfangspunkt.
  • Es gibt kein Kratzen im Hals, Schniefen oder Husten wie zu Beginn einer Erkältung.
  • Die ersten Anzeichen gehen meist im Alltag unter, werden mit anderen Krankheiten "verwechselt" oder ignoriert. Später weiß keiner mehr, wann das ZUVIEL begonnen hat.

Abb. 1 listet mögliche Symptome:

Abb. 1: Symptome des Burnout-Syndroms

Entscheidend für das Verständnis des Burnout-Syndroms ist, dass es sich auf 3 Ebenen entwickelt. Die Bereiche wirken auch gegenseitig aufeinander ein und verstärken sich negativ. So ist dann schnell einmal in der Mischung das Zuviel erreicht.

Abb. 2: Kombiniertes Krankheitsbild

[1] Quelle: Deutsches Ärzteblatt (Jg. 108, Heft 46, 781–786).

2 Prävention – die wichtigsten Formen und ihre Rolle beim Burnout-Syndrom

Der Begriff Prävention wird zwischenzeitlich wie Ergonomie für vieles verwendet, aber ist auch Prävention drin, wenn Prävention draufsteht?

Wie bei der Burnout-Prävention wird meist ein Fachwort an den Anfang gestellt (z. B. Stressprävention), das das Fachthema oder den Problembereich beschreibt, dem vorgebeugt werden soll (z. B. Rücken). Es umfasst damit auch den Handlungsbereich, an dem angesetzt werden soll, z. B. Verhaltens-, Verhältnis- oder Systemprävention.

 
Wichtig

Prävention

Unter Prävention versteht man im Arbeits- und Gesundheitsschutz die Verhütung von Gesundheitsbeeinträchtigungen, Krankheiten bzw. deren Verschlimmerung und die Verhütung von Folgeerscheinungen von Krankheit und Behinderung sowie deren Fortschreiten. Prävention zielt darauf ab, Menschen zur Stärkung ihrer Gesundheit zu befähigen und zugleich ihre gesundheitsrelevanten Lebens- und Arbeitsbedingungen zu verbessern.

Im Rahmen der Prävention werden folgende zeitliche Arten der Prävention unterschieden:

  • primär
  • sekundär
  • tertiär

2.1 Vorbeugen ist besser als heilen – Primärprävention

Primärprävention beseitigt oder verringert Risiken/Gefahren am Arbeitsplatz, bevor die Gefährdungen bzw. Belastungen wirksam werden. Sie soll eine Erkrankung des Mitarbeiters verhindern (Pathogenese) und sorgt für sichere und gesundheitsgerechte Verhältnisse am Arbeitsplatz. Sie stärkt aber auch die Ressourcen im Blick auf das, was uns gesund erhält. Das gilt für die Verhältn...

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