Im Zentrum der präventiven Maßnahmen standen bislang – neben der Verbesserung technischer Features an Arbeitsmitteln, Arbeitsgeräten und persönlichen Schutzausrüstungen – in erster Linie Qualifizierungen, die den Forstwirt dazu befähigen und motivieren sollten, moderne Verfahren in Holzernte und Holzbringung sicher anzuwenden. Trotz aller Bemühungen in diese Richtungen stagnieren jedoch die Unfallzahlen auf einem hohen Niveau. Hier stellt sich die Frage, welche Ansatzpunkte es neben dem technischen Arbeitsschutz gibt, um das Unfallgeschehen in der Waldarbeit in Zukunft deutlich zu senken. Wenn es weder Arbeitsmittel, Arbeitsgeräte noch Verfahren sind, rücken der Mensch und sein (Sicherheits-)Verhalten in den Fokus: Welche Rolle spielt dabei die individuelle Kompetenz der Risikorealisierung und die Art und Weise des Umgangs mit den Arbeitskollegen? Und welche Arbeitsschutz-Kultur fördert diese individuellen Kompetenzen? Bislang dominiert im forstlichen Arbeitsschutz noch immer eine mehr oder weniger reaktive Arbeitsschutzkultur, die darauf fokussiert ist, Risiken zu erkennen, sie anzusprechen, Unfälle und Verletzungen zu thematisieren, konsequent mit unsicheren Verhaltensweisen umzugehen, ständig Menschen für Risiken zu sensibilisieren und auf Fehler aufmerksam zu machen. Nur wenig Zeit wird dafür verwendet, schon vorhandenes, sicheres Verhalten zu erkennen, beizubehalten und konsequent immer weiter auszubauen – wie es für eine Präventionskultur typisch ist.

Letztendlich bedeutet der Wandel von der Arbeitssicherheitskultur hin zu einer Präventionskultur ein Verschieben der Schwerpunkte: Neben Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz werden nun Aspekte wie Kommunikation und Führung, Arbeitsorganisation, Motivation und Einstellungen zusätzlich mitberücksichtigt. Eine Präventionskultur schließt demnach Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz mit ein, was umgekehrt nicht der Fall ist. Das aktuell laufende Projekt proSILWA – Prävention für sichere Waldarbeit – des Kuratoriums Waldarbeit und Forsttechnik e. V. (KWF) analysiert die bestehende Sicherheitskultur in Forstbetrieben, um daraus betriebsindividuelle Maßnahmenkonzepte zu entwickeln, die dem Aufbau und der Etablierung einer echten Präventionskultur dienen.

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