Deutschlandweit gibt es vielfältige Informations- und Kursangebote zum Thema Alphabetisierung (s. u.).

Allerdings muss davon ausgegangen werden, dass die Motivation Betroffener, an ihrer Situation etwas zu ändern, durchaus unterschiedlich ist. Das betrifft einerseits den sich aus der geringen schriftsprachlichen Kompetenz ergebenden "Leidensdruck", z. B. was die dauernde Vertuschung gegenüber der Umwelt, die geringe Selbstständigkeit in Alltagsangelegenheiten sowie oft auch die Stellung gegenüber den eigenen (Schul-)Kindern angeht – Bereiche, die dazu beitragen können, dass sich ein/e Betroffene/r entschließt, als Erwachsener Lesen und Schreiben zu lernen. Dem entgegen stehen oft die jahrelangen Misserfolgserlebnisse, die funktionale Analphabeten die gesamte Schullaufbahn hindurch begleitet haben und dazu führen können, dass sie sich den Erwerb der Schriftsprache kaum mehr zutrauen.

Auch der Betrieb kann im Sinne einer umfassenden Personalentwicklung die Alphabetisierung von Beschäftigten unterstützen, z. B. durch Ansprache, durch Mentorenprojekte, ggf. auch durch im betrieblichen Umfeld organisierte Kurse. Allerdings sollte allen, die sich mit dem Thema im Betrieb beschäftigen, klar sein, dass der späte Erwerb der Schriftsprache i. d. R. bedeutend schwieriger und langwieriger ist, als es sich die normal als Kinder Alphabetisierten vorstellen können. Ob und wie gut und schnell ein Erwachsener Lesen und Schreiben lernt, hängt nicht einfach von Fleiß und Motivation ab, sondern eher von Mut, Selbstvertrauen und Geduld – schnelle Erfolge sind dabei nicht das primäre Ziel.

 
Praxis-Tipp

Informationen zur Alphabetisierung in Deutschland

Zentraler Anlaufpunkt ist der Bundesverband Alphabetisierung und Grundbildung e. V. Er betreibt mit dem Alfa-Telefon eine bundesweite Hotline, die Betroffene und andere Interessierte kostenfrei berät, und außerdem einen "Kursfinder" für regionale Alphabetisierungskurse. Veranstalter vor Ort sind oft Volkshochschulen und ähnliche Bildungsträger.

Für Alphabetisierung im betrieblichen Umfeld gibt es besondere Programme, die u. a. von Gewerkschaften, Branchenverbänden und Ministerien betrieben bzw. unterstützt werden.

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