Um die Nachhaltigkeitsleistungen von Unternehmen in den Bereichen Umwelt und Soziales sowie die Art der Unternehmensführung zu bewerten, werden von den Nachhaltigkeits-Ratingagenturen bis zu 250 Einzelindikatoren[1] abgefragt; die Agenturen verfolgen vielfach einen branchenspezifischen Ansatz.

Der Einfluss des Arbeits-, Gesundheits- und Umweltschutzes auf Nachhaltigkeitsratings lässt sich pauschal nicht beziffern. Zum einen verwenden die einzelnen Agenturen unterschiedliche Kriterien und Gewichtungen und kommen daher auch zu unterschiedlichen Einschätzungen. Zum anderen verfolgen viele Agenturen branchenspezifische Ansätze: Es kommt also darauf an, in welcher Branche ein Unternehmen tätig ist. Konkrete Beispiele, wie ökologische und sozial-gesellschaftliche Kriterien sowie die Art der Unternehmensführung in einzelnen Branchen bewertet werden, finden sich in dem Beitrag "Ratingagenturen und Research Netzwerke" unter www.nachhaltigkeit.info.

 
Wichtig

Weitere Informationen zum Nachhaltigkeitsrating

Neben Informationen, die von den Agenturen selbst (z. B. im Internet) zur Verfügung gestellt werden, kann ein Blick in die Studie des Corporate Responsibility Interface Centers (CRIC) aus dem Jahr 2012[2] aufschlussreich sein. Die Autoren der Studie stellen dar, wie ausgewählte Nachhaltigkeits-Ratingagenturen ihre Untersuchungskriterien generieren. Sie beschreiben auch die Grundstruktur der Unternehmensbewertung sowie Positiv- und Negativkriterien der einzelnen Agenturen. Weitere Hinweise liefert eine Studie der Hans-Böckler-Stiftung[3], die sich mit sozialen Nachhaltigkeitskonzepten und Sozialkriterien im Nachhaltigkeitsrating befasst: Wie definieren die Agenturen die soziale Performance von Unternehmen? Und welche sozialen Kriterien (z. B. Arbeitsbedingungen, Arbeitsbeziehungen, Kundenbeziehungen, Beziehung zu Zulieferunternehmen) muss ein Unternehmen erfüllen, um in einen Nachhaltigkeitsfond aufgenommen zu werden?

Nachhaltigkeitsrating: Ein Thema für die Sifa?

Anfragen von Nachhaltigkeits-Ratingagenturen werden nach einer Untersuchung der oekom research zum überwiegenden Teil (77,4 %) von Verantwortlichen im Bereich Corporate Social Responsibility (CSR) bzw. aus dem Nachhaltigkeitsmanagement beantwortet; in nur wenigen Unternehmen (4,5 %) werden diese Anfragen von Abteilungen beantwortet, die für das Umweltmanagement zuständig sind.[4]

Fachkräfte für Arbeitssicherheit können, vor allem wenn sie in leitender Funktion tätig sind, die Beantwortung von Fragen aus dem Nachhaltigkeitsrating unterstützen. Eine solche Unterstützungsleistung scheint vor allem aufgrund der Vielzahl von Anfragen angebracht. Laut oekom-Studie erhält die Mehrheit der befragten Unternehmen (66,3 %) bis zu zehn Anfragen pro Jahr; fast jedes zehnte Unternehmen gab sogar an, bis zu 30 Anfragen von Agenturen erhalten zu haben.[5] Fast alle befragten Unternehmen stimmten außerdem voll oder weitestgehend der Einschätzung zu, dass die Kommunikation mit nachhaltigkeitsorientierten Finanzmarktakteuren in den kommenden Jahren zunehmen wird.

 
Praxis-Tipp

Rolle und Aufgaben der Sifa

In Großkonzernen wie RWE sind Fachkräfte für Arbeitssicherheit wichtige Inputgeber für das Handlungsfeld Arbeitsschutz im Bereich CSR.[6] In enger Abstimmung mit den CSR-Experten werden die relevanten Informationen für Anfragen von Nachhaltigkeitsrating-Agenturen, aber auch für die Erstellung der Nachhaltigkeitsberichte aufbereitet. Wichtig ist, ein Verständnis für die Perspektive eines Analysten zu entwickeln und in der Lage zu sein, Erfolge im Arbeits- und Umweltschutz nach außen hin darzustellen. Dazu gehört z. B. ein Rückgang der relevanten Unfallkennzahlen ebenso wie die erfolgreiche Teilnahme an renommierten Arbeits- und Umweltschutzwettbewerben.

[1] Vgl. Stichwort "Ratingagenturen und Research-Netzwerke", in: Lexikon der Nachhaltigkeit.
[2] Döpfer, Claudia/Schneider, Hans-Albert: Nachhaltigkeitsratings auf dem Prüfstand. Pilotstudie im Auftrag von CRIC e. V., Ohne Ortsangabe, Mai 2012.
[3] Schäfer, Henry/Lindenmayer, Philipp: Sozialkriterien im Nachhaltigkeitsrating (= edition der Hans-Böckler-Stifung 104), Düsseldorf 2004.
[4] Vgl. oekom research (Hrsg.): Der Einfluss nachhaltiger Kapitalanlagen auf Unternehmen. Eine empirische Analyse von oekom research. München 2013, S. 26. Für diese Untersuchung wurden 750 Großunternehmen befragt. Insgesamt haben sich 199 Unternehmen aus knapp 30 Ländern und 34 Branchen an der Umfrage beteiligt.
[5] Ebd., S. 25.
[6] Information von Guido Fiedeler, Head of Reporting and Controlling for Health and Safety, RWE Generation SE, vom 7.11.2014.

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