In den meisten Pflegebereichen sind die körperlichen Belastungen vergleichsweise hoch, besonders durch Pflege und Unterstützung bewegungseingeschränkter Menschen, manchmal auch durch Heben, Tragen oder Schieben von Lasten (z. B. Betten, Wagen, Geräte). Studien, Umfragen und die tägliche Erfahrung belegen immer wieder, dass Pflegekräfte erheblich unter den körperlichen Belastungen der Arbeit leiden:

  • Nahezu alle Pflegekräfte haben häufig oder gelegentlich Rückenprobleme.
  • Erkrankungen der Wirbelsäule tragen erheblich zu den Krankenständen im Pflegedienst bei, die i. d. R. deutlich über denen anderer Berufsgruppen liegen; außerdem auch zu geringen Berufsverweilzeiten.
  • Selbst wenn ergonomische Arbeitsweisen richtig angewendet werden, sind die körperlichen Belastungen bei einigen typischen Pflegearbeiten höher als die aus medizinischer Sicht als zumutbaren Grenzen es vorgeben.
 
Wichtig

Rückenprobleme werden nur selten als Berufskrankheit anerkannt

Trotz der weiten Verbreitung entsprechender Beschwerden im Pflegedienst liegt die Anerkennungsrate der entsprechenden Berufskrankheit "Bandscheibenbedingte Erkrankungen der Lendenwirbelsäule durch langjähriges Heben oder Tragen schwerer Lasten" (Nr. 2108 der BK-Liste) bei deutlich unter 10 %. Die definierten Auslösekriterien sind oft nicht erreicht oder nicht belegt, außerdem ist der Nachweis der berufsbedingten Ursache schwer, da Rückenprobleme viele Ursachen haben können und auch in der Allgemeinbevölkerung weit verbreitet sind.

Wesentliche Arbeitsschutzaufgaben sind z. B.:

  • Auswahl und Bereitstellung geeigneter technischer Hilfsmittel. Neben Patientenliftern, höhenverstellbaren Untersuchungsliegen und Betten sind das v. a. auch sog. "kleine" Hilfsmittel wie Gleitmatten, Rutschbretter, Haltegürtel usw., aber auch intakte und leichtgängige Rollstühle und Wagen;
  • gesundheitsschonende Arbeitsgestaltung (z. B. ausreichender Platz für rückenschonendes Arbeiten, geeignete Kleidung, Schuhe);
  • gesundheitsschonende Personal- und Schichtplanung;
  • Vermittlung und Förderung rückengerechter Arbeitsweisen in der Pflege (Kinästhetik).
 
Praxis-Tipp

Informationen der Unfallversicherungsträger nutzen

Auch wenn Rückenerkrankungen i. d. R. nicht entschädigungsfähig sind, arbeiten die Unfallversicherungsträger intensiv an der Prävention und bieten z. B. Schulungen und Begleitung von Präventionsprojekten an (z. B. TOPAS-R der BGW).

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