Unsere Wirtschaftswelt befindet sich in einer starken Transformationsphase. Die rasante Entwicklung im Bereich Künstliche Intelligenz (KI), die Fortschritte der IT- und Kommunikationstechnologie führen in der Industrie mit intelligenten Fertigungssystemen (IMS) und umfassender Vernetzung aller betrieblichen Prozesse (Cyber-physische Systeme) zu enormen Veränderungen der Arbeit. Das vom Institut für Arbeitsschutz (IFA) entwickelte Risikoobservatorium veranschaulicht die Herausforderungen dieser Digitalisierung der Arbeitswelt (kurz Arbeiten 4.0). Es wird aufgezeigt, dass der digitale Wandel vielfältige Auswirkungen auf Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit hat und nicht nur verwaltende oder produzierende Tätigkeiten, sondern alle Bereiche eines Unternehmens, sei es Entwicklung, Planung, Vertrieb bis hin zum Management, umfasst.[1]

Die Auswirkungen auf den Menschen zeigen sich in erster Linie in der Verdichtung der Arbeit. Verfügbarkeit, Schnelligkeit und Flexibilität sind die Anforderungen der vernetzten, virtuell gesteuerten, fortschreitend globalisierten Prozesse und Dienstleistungen. Damit einher gehen zeitliche Entgrenzung der Arbeit, Informationsflut, Erweiterung von Verantwortung, Forderung nach ständiger Erreichbarkeit u. a. m. Bleiben diese Belastungsfaktoren im Hinblick auf notwendige Präventionsmaßnahmen unreflektiert, steigt auch die Wahrscheinlichkeit von Krankheit und Unfällen.[2]

Seit Ende 2015 läuft das "Verbundprojekt Prävention 4.0", in dem sich neben Forschungseinrichtungen eine Reihe von Verbänden, Institutionen und Betrieben mit dem Ziel zusammengeschlossen haben, "konkrete Handlungsempfehlungen und Leitlinien für eine präventive Arbeitsgestaltung in der Arbeitswelt 4.0 zu entwickeln."[3]

Die dazu definierten "Umsetzungshilfen 4.0"[4] sind erster Bestandteil eines kompletten Systems von Praxishilfen zu 4 Handlungsfeldern:

  1. Handlungsfeld Führung und Kultur,
  2. Handlungsfeld Organisation,
  3. Handlungsfeld Sicherheit,
  4. Handlungsfeld Gesundheit.

Sie richten sich an Experten, Berater und Akteure in den Unternehmen, um Hintergrundwissen zu einer produktiven, sicheren und gesundheitsgerechten Gestaltung der intelligenten Vernetzung von Mensch, Software, Maschine und Organisation (Arbeit 4.0) zu vermitteln.[5] Kleine und mittlere Betriebe (KMU) erhalten überdies ein "niederschwelliges Selbstbewertungsinstrument Prävention 4.0", um aufwandsreduzierter aber nicht weniger effizient an der Thematik arbeiten zu können.

[1] Institut für Arbeitsschutz (IFA) bei der DGUV: Der Mensch im Mittelpunkt Prioritäten – für den Arbeitsschutz von morgen, Berlin 2016, https://publikationen.dguv.de/dguv/pdf/10002/dguv_risikoobservatorium_2016.pdf.
[2] Institut für Arbeitsschutz (IFA) bei der DGUV: Der Mensch im Mittelpunkt – Prioritäten für den Arbeitsschutz von morgen, Berlin 2016, https://publikationen.dguv.de/dguv/pdf/10002/dguv_risikoobservatorium_2016.pdf, S. 9 ff.
[3] Verbundprojekt Prävention 4.0 (preavVierNull): Handlungsempfehlungen und Leitlinien für eine präventive Arbeitsgestaltung in der Arbeitswelt 4.0, Laufzeit 12.2015 – 04.2019, http://www.praevention40.de/fileadmin/user_upload/foldera5_praevention40_2016_3105_web.pdf.
[5] Vgl. Cernavin/Schröter/Stowasser (Hrsg.): Prävention 4.0. Analysen und Handlungsempfehlungen für eine produktive und gesunde Arbeit 4.0, Wiesbaden, Springer Verlag, 2018.

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