Zunächst brauchen Menschen immer Orientierung. Sie müssen wissen, wo soll die Reise hingehen und warum soll sie dort hingehen? Dies muss klar verständlich und einfach an alle Menschen im Unternehmen vermittelt werden. Orientierung erhalten Menschen v. a. durch 3 Aspekte. Zunächst müssen Ziele klar definiert werden und auch in den Kontext der bereits vorhandenen Ziele eingeordnet werden. Gerade dann, wenn Ziele sich widersprechen, was etwa bei höchster Produktivität und höchster Arbeitssicherheit möglich ist. Dann muss eine klare Zielhierarchie vorhanden sein. Deshalb muss gelten: Im Zweifel hat immer die Arbeitssicherheit Vorrang. Diese Ausrichtung muss einer Unternehmensleitung abgerungen werden. Dies bedeutet dort, wo konkrete Risiken erkannt sind, geht immer die Sicherheit vor. Wenn Menschen wissen, wo sie stehen und wo es hingeht, dann ist die Reise klar definiert. Deshalb ist gerade zum Beginn eines Kulturwandels Feedback zum individuellen Stand sehr wichtig.

Weiter oben wurde schon die große Bedeutung von Vorbildern angesprochen. Gerade im Wandel ist das Management besonders gefragt. Die Führungskräfte und die Fachkraft für Arbeitssicherheit stehen dabei besonders im Fokus der Wahrnehmung. Es gilt der folgende Zusammenhang: Wenn sich eine Führungskraft oder Fachkraft für Arbeitssicherheit – damit sind generell Autoritätspersonen gemeint – 5 Jahre lang immer an alle Regeln hält, registriert dies i. d. R. niemand im Unternehmen. Verletzt sie aber einmal eine Regel oder verstößt sie nur einmal gegen eine Vorschrift, dann wissen dies die Mitarbeiter i. Allg. die nächsten 5 Jahre lang. So wird schnell die Glaubwürdigkeit infrage gestellt. Veränderungsprozesse scheitern oft am mangelnden Vorleben der Vorbilder und damit an den Autoritätspersonen.

Bevor wir dazu kommen, was Sie als Fachkraft für Arbeitssicherheit tun können, um den Wandel voranzubringen, noch 2 Gedanken, die im Hinblick auf das Gelingen des Wandels von Bedeutung sind. Diese hemmen den Erfolg ganz entscheidend.

Oftmals erfolgt die Orientierung ausschließlich oder zumindest sehr stark an den Unfallzahlen. Wie wir weiter oben ausgeführt haben, ist dies nicht so sinnvoll. Die Unfallzahlen sind jedoch nur ein Indikator für die Qualität des Handelns im Unternehmen insgesamt. Oft wird das Ziel "Null Unfälle" ausgegeben. Also, ganz ehrlich, darauf wäre niemand gekommen. Es gibt niemanden, der sagt, mein Ziel sind z. B. 5 Arbeitsunfälle. Deshalb ist es sinnvoll, Ziele auf die Prävention zu beziehen. Wenn die Ziele richtig gewählt sind, dann folgt die Absenkung der Unfallzahlen automatisch.

Der zweite Gedanke wird verständlich, wenn wir einen kurzen Exkurs in das Marketing unternehmen. So wird klar, dass in vielen Unternehmen bei der Strategie große Fehler gemacht werden. Oft wird in Gesprächen diskutiert, was man noch tun kann, um die Unfallzahlen zu senken. Viele Maßnahmen haben bereits zu einem Teilerfolg geführt, aber man ist im Ergebnis immer noch nicht dort, wo man als Unternehmen sein möchte. Dies ist jedoch die falsche Frage. Die Frage nach dem WAS ist immer die letzte Frage.

Lassen Sie uns die Erkenntnisse aus dem Marketing auf die Arbeitssicherheit übertragen. Zunächst Beispiele von einigen bekannten Marken. Verkauft Apple nur Telefone? Verkauft Harley Davidson tatsächlich Motorräder? Verkauft BMW Autos? Erster Gedanke ist ja, nur näher betrachtet stimmt dies so nicht ganz. Alle diese Unternehmen haben ein ausgeprägtes WARUM definiert. Dem Kunden wird klar gemacht, was er wirklich braucht oder bekommt – über das Produkt hinaus.

  1. Apple: Wir hinterfragen immer den Status Quo, wir machen immer das Bestmögliche, etwas Besseres gibt es nicht. Das Telefon bringt dies zum Ausdruck, im Telefon wird diese Motivation deutlich und inspiriert viele Menschen, vor dem Apple-Shop zu kampieren, wenn ein neues Telefon auf den Markt kommt.
  2. Harley Davidson: Wir machen Freiheit für Männer. Das Motorrad ist die Methode, dies zu generieren. Bis vor einigen Jahren war am Flughafen München eine Ausstellung von Harley-Davidson-Motorrädern. Ein Wegweiser machte dies deutlich. Geradeaus in Richtung Gepäckband ging es zu hektischen Geschäftsterminen, nörgelnden Ehefrauen und schreienden Kindern. Nach rechts ging es – dort stand ein Motorrad – zur Freiheit für Männer.
  3. BMW: Der uralte Slogan lautet, heute noch so aktuell wie damals: Freude am Fahren. Das Auto ist die Methode, um diese zu vermitteln.

Die 3 Beispiele zeigen, dass jeweils hinter dem Produkt ein WARUM steckt. Erst durch das WARUM wird das Produkt attraktiv und interessant. Je mehr das WARUM die Menschen anspricht, umso weniger spielt der Aufwand, um das Produkt zu erhalten, eine Rolle.

 
Wichtig

Was heißt das für den Wandel in Sachen Arbeitssicherheit?

Wir brauchen zuerst ein glaubwürdiges, ehrliches und die Menschen berührendes WARUM. Die nächste Frage ist dann: WIE bringen wir dieses WARUM nach außen? Wie zeigen wir, dass das WARUM ehrlich gemeint ist? Dann erst kommen wir zur dritten Frage: WAS können wir tun, um d...

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