Als modellhafte Annahme ist vorstellbar, dass es ein schnelles, intuitives, unterbewusstes Denken gibt und ein langsameres, dafür aber bewusstes Denken. Das schnelle Denken kostet kaum Anstrengung und ist fehleranfälliger als das langsamere Denken, das aber auch mehr Anstrengung erfordert. Fernsehschauen kostet beispielsweise weniger Anstrengung als das Lösen einer Mathematikaufgabe. Werden Entscheidungen nur mit dem intuitiven, schnellen Denken ("aus dem Bauch heraus") getroffen, kann es zu Fehlentscheidungen kommen.

 
Praxis-Beispiel

Ball und Baseballschläger

Aufgabe:

Ein Schläger und ein Ball kosten 1,10 EUR.

Der Schläger kostet 1 EUR mehr als der Ball.

Was kostet der Ball?

Lösung:

In diesem Experiment von Kahneman und Tversky an Eliteuniversitäten haben 80 % der Studenten diese Frage falsch beantwortet. Nicht, weil sie die Antwort nicht hätten herausfinden können, sondern weil das schnelle Denken intuitiv vermittelt, dass 0,10 EUR die richtige Antwort ist. Das ist falsch, die richtige Antwort ist 0,05 EUR.

 
Praxis-Beispiel

Das Linda-Problem

Linda ist 31 Jahre alt, ledig, offen und sehr intelligent. Sie hat einen Abschluss in Philosophie. Als Studentin war sie sehr stark interessiert am Problem der Diskriminierung von Frauen und an der sozialen Gerechtigkeit und nahm an Anti-Atomkraft-Demonstrationen teil.

Ist es wahrscheinlicher, dass Linda Bankangestellte ist?

Oder ist es wahrscheinlicher, dass Linda Feministin und Bankangestellte ist?

Lösung:

Auch hier liefert das schnelle Denken die falsche Antwort. Die meisten werden antworten, dass es wahrscheinlicher ist, dass Linda Bankangestellte und Feministin ist. Die Wahrscheinlichkeit, dass beide Ereignisse zusammen auftreten, ist aber immer geringer als das Eintreten eines Ereignisses. Das bedeutet, es ist wahrscheinlicher, dass Linda Bankangestellte ist.

Das präzisere, bewusste und langsame Denken ist logischer als das schnelle Denken, aber es ist auch anstrengender und wird deshalb gemieden, wo man sich durch den intuitiven Weg schon auf der Zielgerade für ein Problem sieht. Für die Praxis lässt sich feststellen, dass neben dem Wissen über diesen Sachverhalt die Reduktion von Komplexität im Vordergrund stehen sollte. Können komplizierte Fragen oder Sachverhalte durch einfachere ersetzt werden? Muss über eine Entscheidung nochmals bewusst nachgedacht werden? Ist die schnelle Lösung auch die richtige?

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