Der Normalzustand eines Menschen ist durch das Vorhandensein von Bewusstsein, Atmung und Kreislauf gekennzeichnet. Das Kreislaufsystem besteht aus Herz, Blutgefäßen und Blut. Alle Bestandteile bilden eine Einheit. So pumpt das Herz sauerstoffreiches Blut zu allen Zellen des Organismus. Parallel dazu wird kohlendioxidreiches Blut zurück zur Lunge geleitet, wo das Kohlendioxid ausgeschieden und neuer Sauerstoff aufgenommen wird. Ist eine der Teilkomponenten in ihrer Funktion gestört (z. B. Blutverlust, Verstopfung der Gefäße, Herzstillstand), liegt eine Kreislaufstörung – im schlimmsten Fall ein Kreislaufstillstand – vor.

Die Gesamtblutmenge eines Erwachsenen beträgt ca. 80 ml pro kg Körpergewicht, was i. d. R. einer Blutmenge von 5–7 Litern entspricht. Diese Blutmenge wird bei einem Erwachsenen pro Minute durch Zusammenziehen der Herzmuskulatur gepumpt; dies entspricht im Ruhezustand einer Frequenz (Puls) von 60–70 Schlägen pro Minute.

3.4.1 Kreislaufstillstand

3.4.1.1 Ursachen

Zu einem Kreislaufstillstand kommt es insbes. bei folgenden Ursachen:

  • Herz- und Kreislauferkrankungen (z. B. Herzinfarkt, Herzrhythmusstörungen),
  • Unfälle mit elektrischem Strom,
  • Schock (z. B. durch starke Blutungen oder große Verbrennungen),
  • starke Vergiftungen,
  • Störungen der Atmung durch Gase oder Fremdkörper.

3.4.1.2 Gefahren

Wie bei den Atmungsstörungen besteht die Gefahr einer Minderversorgung der Zellen mit Sauerstoff. Speziell das Gehirn nimmt ab ca. 3 Minuten ohne Sauerstoff dauerhaften Schaden. Es droht der Tod.

3.4.1.3 Erkennen des Herz-Kreislaufstillstands

Bei einem Herz-Kreislaufstillstand wird der Betroffene bewusstlos. Er ist nicht ansprechbar und kann durch das Schütteln an beiden Schultern nicht aufgeweckt werden. Zudem setzt die Atmung aus, die dann weder seh-, hör- noch fühlbar ist. Die Methodik zur Prüfung der Atmung wurde bereits in Abschn. 3.3 erläutert. Setzt die Atmung auch nach einer zweimaligen Beatmung (Initialatemspende) nicht wieder ein, liegt ein Herz-Kreislaufstillstand vor (vgl. Abb. 16).

 
Praxis-Tipp

Pulskontrolle

Die zusätzliche Kontrolle des Pulses ist nicht erforderlich. Diverse Studien haben gezeigt, dass die Pulskontrolle durch medizinisches Fachpersonal zu keinem eindeutigen Ergebnis führt. Die "manuelle" Überprüfung des Pulses ist schwer, deshalb wird sie von medizinischen Laien nicht verlangt. Demzufolge muss der Ersthelfer nur noch Bewusstsein und Atmung kontrollieren.

Abb. 16: Handlungsablauf beim Auffinden einer Person

3.4.1.4 Herz-Lungen-Wiederbelebung

Liegen die Merkmale eines Kreislaufstillstands vor, muss der Ersthelfer sofort den Rettungsdienst rufen – optimalerweise durch einen weiteren Helfer. Ein schnell abgesetzter Notruf bei einem Kreislaufstillstand erhöht die Überlebenschance des Hilfsbedürftigen. Der anwesende Ersthelfer führt die Herz-Lungen-Wiederbelebung durch:

  1. Der Betroffene wird auf eine feste Unterlage gelegt.
  2. Der Helfer kniet daneben.
  3. Zum Aufsuchen des Druckpunkts wird der Oberkörper von Kleidungsstücken befreit. Sie würden das Erreichen der erforderlichen Kompressionstiefe von ca. 5 cm (bei Erwachsenen) erschweren.
  4. Der Druckpunkt wird aufgesucht. Er befindet sich in der Mitte des Brustkorbs. Ziel ist die Kompression der unteren Hälfte des Brustbeins (Abb. 17).
  5. Für die Herzmassage müssen beide Arme durchgestreckt werden (Abb. 18 und 19). Durch Verlagerung des Körpergewichts wird die Herzmassage erleichtert.
  6. Die Kompression erfolgt 30-mal. Während der Kompression darf der Druckpunkt nicht "verloren" werden.
  7. Bis zur Ankunft des Rettungswagens bzw. bis zum Einsetzen der Lebenszeichen wechseln sich 2-malige Beatmung und 30-malige Herzdruckmassage ab. Der Druckpunkt muss jedes Mal neu gesucht werden.

Abb. 17: Herz-Lungen-Wiederbelebung (Schritt 4)

Abb. 18: Haltung der Hände bei der Herzdruckmassage (Schritt 5)

Abb. 19: Körperhaltung bei der Herzdruckmassage (Schritt 5)

 
Praxis-Tipp

Zwei Helfer

Die Herz-Lungen-Wiederbelebung kann man auch von 2 Helfern durchführen lassen. Ein Helfer übernimmt die Atemspende, ein anderer die Herzdruckmassage. Vorteile: rascher Wechsel, kraftsparender.

Wiederbelebungsrichtlinien 2010

Im Oktober 2010 wurden die neuen Leitlinien des European Resuscitation Council (ERC) zur Wiederbelebung herausgegeben. Viele Empfehlungen der bisherigen Richtlinien für Ersthelfer bleiben unverändert. Die Kombination von Herzdruckmassage mit Beatmung bleibt die Methode der Wahl zur Wiederbelebung. Die Wiederbelebung ohne Atemspende soll nur dann durchgeführt werden, wenn der Helfer unfähig oder nicht willens ist, die Beatmung durchzuführen, oder wenn er vom Leitstellendisponenten per Telefon entsprechend angeleitet wird. Unverändert bleibt bei der Kombination von Herzdruckmassage und Beatmung das Verhältnis 30:2. Auch schon in der Vergangenheit wurde bei der Vermittlung der Praktiken auf eine ausreichend tiefe Kompression in der Mitte des Brustkorbs, die jetzt mit 5 cm Tiefe festgeschrieben ist, Wert gelegt. Der Einsatz eines inzwischen weit verbreiteten automatisierten externen Defibrillators stellt eine wesentliche Ergänzung der Basisreanimation dar.

3.4.1.5 Defibrillation

I. d. R. findet dann eine Erstversorgung mit der Herz-Lungen-Wiederbelebu...

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