3.1.1 Was ist Erste Hilfe?

Erste Hilfe umfasst alle Maßnahmen, durch die Verletzte, Vergiftete und Erkrankte zur Abwendung akuter Gesundheits- und Lebensgefahren durch eigens dazu ausgebildete Helfer vorläufig medizinisch versorgt und der Heilbehandlung zugeleitet werden.

3.1.2 Was ist ein Notfall?

Die Ursache eines Notfalls kann ein Unfall (z. B. Sturz, Schnittverletzung), eine Erkrankung (z. B. Herzinfarkt, Schlaganfall, Epilepsie) oder eine Vergiftung (z. B. Gase, Lösungsmittel) sein. Die Auswirkungen auf den Körper sind – abhängig von der Schwere der Ursache – unterschiedlich. Häufig betroffene Körperfunktionen sind das Bewusstsein, die Atmung bzw. der Kreislauf. Gemeinsames Bindeglied dieser 3 Körperfunktionen ist der Sauerstoff.

  • Atmung: Ohne Atmung gelangt kein Sauerstoff in Lunge und Körper.
  • Kreislauf: Bei einem Wegfall des Herzschlags wird das mit Sauerstoff angereicherte Blut nicht mehr zu den Zellen transportiert. Starker Blutverlust wirkt sich ähnlich aus, ab ca. einem Liter besteht bei einem Erwachsenen Lebensgefahr.
  • Bewusstsein: Bei Bewusstlosigkeit können Fremdkörper (z. B. Erbrochenes, Speichel) oder die Zunge die Atemwege blockieren.

3.1.3 Anforderungen an Ersthelfer

Die meisten Notfälle sind bei weitem nicht so spektakulär wie oftmals dargestellt. Trotzdem stellt jeder Notfall mehr oder weniger hohe psychische und körperliche Ansprüche an den Ersthelfer. Jeder Ersthelfer sollte versuchen, die folgenden Anforderungen zu beherzigen:

  • Ruhe bewahren,
  • Überblick verschaffen,
  • Überlegen, wie man helfen kann,
  • notwendigen Eigenschutz beachten,
  • Schaulustige zurückweisen,
  • weitere Helfer um Unterstützung bitten,
  • Notruf absetzen,
  • beherztes Helfen.

3.1.4 Universelle Hilfsmaßnahmen: LEBEN praktizieren

Eine Reihe von Hilfsmaßnahmen ist immer richtig und in den meisten Notfällen auch notwendig. Sie werden unter dem Begriff LEBEN zusammengefasst:

Lebensfunktionen prüfen: Bewusstsein, Atmung, ggf. Puls

Emotionale Betreuung: Reden, Trösten

Beobachten des Betroffenen: Veränderung des Zustands

Erhalt der Körperwärme: Wärmen, Zudecken, Decke unterlegen

Notruf/Hilfe holen: Rettungsdienst, Polizei, Feuerwehr

3.1.5 Die Rettungskette

Die Aufeinanderfolge der einzelnen Hilfsmaßnahmen wird durch die Rettungskette (Abb. 1) bestimmt. Sie ermöglicht ein systematisches Vorgehen. Jedes Kettenglied repräsentiert dabei eine Gruppe von Hilfeleistungen, die nach Prioritäten geordnet sind.

Abb. 1: Die Rettungskette gibt den Ablauf der Hilfe an

Im Rahmen der Sofortmaßnahmen werden zunächst die erforderlichen Sicherungsmaßnahmen ergriffen. Sie dienen dem Eigenschutz des Ersthelfers sowie dem Schutz des Opfers (z. B. Rettung einer Person aus einem Gefahrenbereich). Ist die Sicherung abgeschlossen, erfolgt die notwendige Lebensrettung, indem zunächst die Lebenszeichen (Bewusstsein, Atmung) des Betroffenen kontrolliert werden bzw. nach Verletzungen gesucht wird. Anschließend werden die Erste-Hilfe-Leistungen durchgeführt, die lebensrettend sind (z. B. Wiederbelebung, starke Blutungen stillen). Das Absetzen des Notrufes ist ebenso erforderlich.

Das zweite Glied der Rettungskette: An dieser Stelle werden dann jene Verletzungen versorgt, die nicht lebensbedrohlich sind. Zugleich erfolgt hier der Wärmeerhalt mit einer Decke, werden Brüche ruhiggestellt oder minderstarke Blutungen gestillt. Selbstverständlich darf man eine permanente psychische Betreuung nicht vernachlässigen.

Sind mehrere Helfer anwesend, können die einzelnen Hilfsmaßnahmen selbstverständlich auch parallel durchgeführt werden.

 
Praxis-Beispiel

Sturz von einer Leiter

Ein Meister beobachtet, wie sein Auszubildender beim Aufräumen eines Regals plötzlich von einer hohen Leiter fällt. Er reißt beim Fallen eine Dose (leichtentzündliche) Farbverdünnung hinunter, deren Inhalt sich über einen Heizlüfter ergießt. Es fängt an zu brennen. Während des Sturzes zieht sich der Auszubildende an einer scharfen Kante eine stark blutende Wunde am Arm zu. Der Lehrling schreit vor Schmerzen, sein Bein ist ganz schief.

Sofortmaßnahmen:

  1. Eigenschutz: Stecker des Heizlüfters herausziehen, Feuer löschen.
  2. Lebensrettung: Kontrolle von Bewusstsein, Atmung sowie Suche nach Verletzungen (Ergebnis: große Blutung am Arm, gebrochenes Bein) → um Hilfe rufen bzw. selbst Notruf absetzen → Druckverband anlegen, um die Blutung zu stillen.

Weitere Maßnahmen:

  1. Gebrochenes Bein versorgen,
  2. evtl. zudecken/wärmen,
  3. bis zur Ankunft des Rettungsdienstes emotionale Betreuung.

3.1.6 Notruf

Trotz sofortiger Erster Hilfe und deren Bedeutung für das Wohl des Verletzten ist es unumgänglich, die betroffene Person unverzüglich in die Obhut von Spezialisten wie Ärzten und Rettungsdienstpersonal zu übergeben.

Um den Rettungsdienst zu alarmieren, stehen dem Helfer diverse Meldeeinrichtungen zur Verfügung. Die häufigste Art, den Notruf abzusetzen, ist die Verwendung eines Telefons (Rufnummer 112). In bestimmten lokalen Bereichen der Bundesrepublik können aber auch andere Notrufnummern gelten.

Das Absetzen eines Notrufs kostet kein Geld und kann folglich bei Handys, Münz- und Kartentelefonen ohne Guthaben erfolgen. Das Absetzen eines Notrufs mit dem Handy ist nur noch mit einer gültigen SIM-Karte möglich. Bei Verkehrsunfällen so...

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