Zusammenfassung

 
Überblick

Betriebliches Gesundheitsmanagement gewinnt zunehmend an Bedeutung, jedoch mangelt es derzeit noch an der Darstellung und Beweisbarkeit des Nutzens. Allzu oft wird nur der Krankenstand als Erfolgskriterium herangezogen, doch dieser ist nicht ausreichend aussagekräftig. Ein effektives BGM integriert den Arbeitsschutz und das betriebliche Eingliederungsmanagement und sollte daher auch Kennzahlen aus diesen Bereichen berücksichtigen. Dieser Beitrag zeigt, wie der Nutzen eines BGM mit Hilfe eines Kennzahlensystems dargestellt werden kann, welche Unterstützung die Wissenschaft bietet und wo die Grenzen solcher Systeme liegen.

1 Herausforderung im BGM: Erfolge messbar machen

1.1 Grundlage: Zieldefinition

Obwohl viele Unternehmen Maßnahmen zur Förderung der Gesundheit als betriebliche Sozialleistung betrachten[1], kommt zu einem gewissen Zeitpunkt auch die Frage nach dem Ergebnis auf: Welcher Nutzen steht den eingesetzten Mitteln gegenüber? Dabei stellt sich aber grundsätzlich die Frage, welche Ziele Unternehmen mit einem BGM verfolgen. Laut einer Studie von EuPD Research verfolgen Unternehmen im BGM die folgenden Ziele[2]:

  • Erhalt der Arbeits- und Beschäftigungsfähigkeit,
  • Schaffung eines gesundheitsförderliches Arbeitsumfelds,
  • gesundes Älterwerden,
  • Erhöhung der Mitarbeiterzufriedenheit,
  • Sensibilisierung für das Thema Gesundheit,
  • Förderung gesunder Lebensstile,
  • Senkung des Krankenstands,
  • Attraktivität als Arbeitgeber erhöhen,
  • Reduktion von Muskel- und Skeletterkrankungen,
  • Stressbelastung reduzieren.

Während der Krankenstand in einem Unternehmen recht konkret erfasst werden kann (und damit auch als die primäre Kennzahl in einem BGM gesehen wird), gestaltet sich die Erfassung weicher und gesundheitsbezogener Faktoren deutlich schwieriger. Unternehmen begründen dies mit fehlenden oder noch nicht ausgereiften Messinstrumenten für Themen wie Zufriedenheit, Motivation, Engagement oder auch psychische Belastungen bis hin zu Burn-out. Die Wissenschaft bietet aber zunehmend evaluierte Methoden und Instrumente an, die jedoch in der Praxis noch zu wenig bekannt sind und damit auch nicht genutzt werden.

 
Wichtig

Analyse der Ausgangssituation

Im Rahmen einer prozessorientierten Vorgehensweise bei der Einführung eines BGM sollte immer eine Analyse der Ausgangssituation vor der Durchführung von Maßnahmen erfolgen. Die dort ggf. erstmalig erhobenen Daten dienen nicht nur zur Bewertung der IST-Situation und bilden damit die Grundlage der Maßnahmenplanung, im weiteren Verlauf sind sie Benchmark zur Messung von Veränderungen und damit des Erfolges eines BGM.

[1] Bechmann/Jäckle/Lück/Herdegen, Motive und Hemmnisse für Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM), iga-report 20, 2011.
[2] Hensler/Klenke/Momberg, Gesundheitsmanagement 2010, Strukturen, Strategien und Potenziale deutscher Unternehmen, 2010, S. 60.

1.2 Erhebungsmethoden

Die Erfassung von Daten kann auf unterschiedliche Art und Weise erfolgen. So registrieren Unternehmen neben den betriebswirtschaftlichen i. d. R. auch personenbezogene Daten. Geht es speziell um die Erfassung gesundheitsbezogener Informationen von Beschäftigten, können folgende Erhebungsmethoden angewendet werden:

  • Messung: z. B. Kennzahlen, die bei medizinischen Untersuchungen, einem gesundheitlichen Check-up und/oder verschiedenen Vorsorgeuntersuchungen erhoben werden.
  • Befragung: Hier kann zwischen einer schriftlichen (Papier, online) sowie einer mündlichen Befragung (Interview) unterschieden werden. Vor allem die schriftliche Befragung wird im Rahmen eines BGM häufig in Form einer Mitarbeiterbefragung eingesetzt. Interviews können sowohl bei den Beschäftigten am Arbeitsplatz als auch in Form von Gesprächsrunden in der Gruppe erfolgen.
  • Beobachtung: Erfolgt i. d. R. direkt am Arbeitsplatz zur Beurteilung der Situation bzw. der Arbeitsbedingungen vor Ort und ist daher eine wesentliche Methode im Bereich des Arbeitsschutzes.

2 Kennzahlen im Arbeitsschutz

Die Vorschriften zum Arbeitsschutz enthalten keine konkret zu erhebenden Kennzahlen. Sie ergeben sich vielmehr aus der Sinnhaftigkeit bei der Umsetzung. So werden im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung gemäß § 5 ArbSchG Kriterien benötigt, anhand derer der aktuelle Stand und damit auch der Handlungsbedarf festgestellt werden kann (Tab. 1). Zudem stellt sich auch hier die Frage nach der Erfolgsmessung.

 
Kennzahl Ziel Erhebungs­methode Zeitparameter
Unfälle Darstellung IST-Situation, Aufzeigen von Handlungsbedarf Vorfälle erfassen und Unfallstatistik erstellen Nach Unfall
Nohl-Werte Risikokennzahl zur ­Bewertung von ­Gefahren Beobachtung und Interview Im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung; Auffrischung alle 2 Jahre
Leitmerkmale

Bewertung Belastungen in den Bereichen

  • manuelle Lastenhandhabung
  • manuelle Arbeitsprozesse
Beobachtung und Interview Im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung; Auffrischung alle 2 Jahre

Tab. 1: Übersicht zu den wesentlichen Kennzahlen im Arbeitsschutz

2.1 Unfälle

Die Zahl der Arbeitsunfälle gehört zu den arbeitsschutzspezifischen Kennzahlen. Dadurch können – ähnlich wie bei den Fehlzeiten – stets auch Monats-, Quartals- und Vorjahresvergleiche sowie Abteilungs- und Branchenvergleiche gez...

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