Anlass

Belastungen entstehen aus den Arbeitsaufgaben, der Arbeitsorganisation, aus der Arbeitsumgebung und den Arbeitsmitteln, sowie aus den sozialen Beziehungen am Arbeitsplatz. Die Gefährdungsbeurteilung muss auch solche psychischen Belastungsfaktoren herausarbeiten.

Ziel

Dabei geht es um die Arbeitsbedingungen - was ist zu verbessern und wie genau können Sie das tun? Ziel der Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung ist nicht, Personen zu untersuchen oder einfach nur Seminare zur Stressbewältigung anzubieten. Ziel ist - wie auch im Arbeitsschutzgesetz gefordert - die menschengerechte Gestaltung der Arbeit. Bedarfsorientierte Maßnahmen beziehen sich dann auf betriebliche Gegebenheiten wie z. B. die Arbeitsbedingungen, die Arbeitsorganisation oder das Führungsverhalten.

Bausteine

Die Ideen-Treffen sind eine "orientierende" Methode - das bedeutet, Sie können sich einen Überblick über die Belastungssituation einer Einheit oder flächendeckend im Betrieb verschaffen.

Häufige Frage in der Praxis: "Woran erkennen wir, ob wir im Ideen-Treffen alle wichtigen Aspekte psychischer Belastung berücksichtigt haben?". Um sicher zu gehen, ist es empfehlenswert, sich an der Leitlinie "Beratung und Überwachung bei psychischer Belastung am Arbeitsplatz" der Gemeinsamen Deutschen Arbeitsschutzstrategie (GDA) zu orientieren[1].

Wie gehen Sie in der Praxis vor?

Die Checkliste zum Ideen-Treffen können Sie wie folgt einsetzen:

  1. Führen Sie die Ideen-Treffen erst "frei" durch. Die zu bearbeitenden Themen kommen aus der Gruppe. In einem oder mehreren Folgetreffen kümmern Sie sich um die Ergebnisumsetzung.
  2. Wenn die Ideen-Treffen eingeführt sind, vergleichen Sie die Ergebnisse mit der Checkliste auf Seite 25 und stellen Sie fest, wo bisherige Schwerpunkte lagen (= Vorbereitung für nächste Sitzung). Dabei sehen Sie, welche Merkmalsbereiche Sie berücksichtigt oder noch nicht berücksichtigt haben (Arbeitsinhalt/Arbeitsaufgabe, Arbeitsorganisation, soziale Beziehungen, Arbeitsumgebung und neue Formen der Arbeit).
  3. Bislang noch nicht bearbeitete Merkmalsbereiche werden in den Ideen-Treffen Schritt für Schritt bearbeitet. Bei der Auswahl helfen folgende Fragen:

    • Welche der Themen sind wichtig?
    • Für welche Themen können wir schnell eine Lösung finden?
  4. Halten Sie Ihre Ideen schriftlich fest. Benutzen Sie dafür das entsprechende Dokumentationsblatt zur Gefährdungsbeurteilung im Anhang.

Schritt für Schritt

"Ideen-Treffen in Kombination mit der Checkliste sind eine geeignete Methode zur Ermittlung arbeitsbedingter psychischer Belastungsfaktoren. Nutzen Sie die Ideen-Treffen als Ihr 'Fahrzeug' und die Checkliste als Ihr 'Navigationssystem'".

Den Erklärfilm zu den Ideen-Treffen als Methode der Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung finden Sie unter www.dguv.de Webcode: d125363.

Mögliche Fallstricke

Moderatorin/Moderator hat nicht genügend Moderationskenntnisse.
Lösung: Bieten Sie z. B. eine Moderatoren-Schulung an - fragen Sie dazu Ihren Unfallversicherungsträger. Sie können auch zunächst im Team mit einem Kollegen oder einer Kollegin mit Moderationserfahrung beginnen.
Die Gruppe konzentriert sich auf Auswirkungen von Belastungen (z. B. verfahrene Konflikte oder vorliegende Erkrankungen).
Lösung: Konzentrieren Sie sich auf Ideen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen (siehe GDA-Checkliste Seite 25).
Die Gruppe konzentriert sich auf personenbezogene Aspekte (z. B. das Verhalten Einzelner)
Lösung: Orientierung an den Merkmalsbereichen aus der Checkliste der GDA-Leitlinie (siehe Seite 25).

Die Inhalte oder Begriffe der Checkliste sind teilweise schwer verständlich.

Lösung: Informieren Sie sich gemeinsam im Vorfeld über mögliche psychische Belastungsfaktoren bei der Arbeit[2].

Checkliste zum Ideen-Treffen (aus GDA-Leitlinie[3])

Merkmalsbereich Kritische Ausprägung/Verbesserungsbedarf
1. Arbeitsinhalt/Arbeitsaufgabe
1.1 Vollständigkeit der Aufgabe

Tätigkeit enthält

  • nur vorbereitende oder
  • nur ausführende oder
  • nur kontrollierende Handlungen
1.2 Handlungsspielraum

Der/die Beschäftigte(n) hat/haben keinen Einfluss auf:

  • Arbeitsinhalt
  • Arbeitspensum
  • Arbeitsmethoden/-verfahren
  • Reihenfolge der Tätigkeiten
1.3 Variabilität (Abwechslungsreichtum)

Einseitige Anforderungen

  • wenige, ähnliche Arbeitsgegenstände und Arbeitsmittel
  • häufige Wiederholung gleichartiger Handlungen in kurzen Takten
1.4 Information/Informationsangebot
  • zu umfangreich (Reizüberflutung)
  • zu gering (lange Zeiten ohne neue Information)
  • ungünstig dargeboten
  • lückenhaft (wichtige Informationen fehlen)
1.5 Verantwortung
  • unklare Kompetenzen und Verantwortlichkeiten
1.6 Qualifikation
  • Tätigkeiten entsprechen nicht der Qualifikation der Beschäftigten (Über-/Unterforderung)
  • unzureichende Einweisung/Einarbeitung in die Tätigkeit
1.7 Emotionale Inanspruchnahme
  • durch das Erleben emotional stark berührender Ereignisse (z. B. Umgang mit schwerer Krankheit, Unfällen, Tod)
  • durch das ständige Eingehen auf die Bedürfnisse anderer Menschen (z. B. im Kunden- bzw. Patientenverkehr oder in der Schule)
  • durch permanentes Zeigen gefordert...

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