Die Selbstwirksamkeitserwartung bezeichnet die Überzeugung einer Person, durch ihr Handeln eigene Ziele erreichen zu können. Diese Erwartung, die Umwelt in eigenem Sinne wirksam beeinflussen zu können, wirkt auch auf das pädagogische Handeln und Erleben von Lehrkräften. Personen mit hoher Selbstwirksamkeitserwartung erleben Anforderungen im Beruf als weniger bedrohlich und somit weniger belastend, sie haben die Überzeugung, dass sie schwierige Situationen und Anforderungen im Lehrerberuf erfolgreich bewältigen können. Damit einher geht eine positive Grundstimmung: "Das schaffe ich schon, ich verfüge über genügend Vorerfahrungen und Kompetenzen. Das traue ich mir zu."

Definition

Selbstwirksamkeitserwartung meint die persönliche Überzeugung eigener Wirksamkeit (synonym: Kompetenzüberzeugung). Beispiel: "Ich bin davon überzeugt, dass ich die Unterrichtsstunde gut durchführen kann, auch wenn die Schülerinnen und Schüler unmotiviert sind." Zur kompetenten Durchführung einer Handlung gehören nicht nur objektive Fähigkeiten (Fachkenntnis, Methodenkompetenz, Motivationskompetenz), sondern auch die subjektive Überzeugung, diese Fähigkeiten zu besitzen.

Hohe Selbstwirksamkeitserwartung hat einen gesundheitsförderlichen Faktor, Lehrkräfte mit hoher Selbstwirksamkeit leiden deutlich seltener an psychischen Beschwerden und Burnout-Problemen. Hohe Selbstwirksamkeit steht zudem im Zusammenhang mit emotionaler Stabilität und beruflichem Erfolg (Schmitz & Schwarzer, 2002).

Zur Steigerung der Selbstwirksamkeit ist es hilfreich, sich bewusst an frühere, erfolgreich erlebte Situationen zu erinnern und diese zu den aktuellen Situationen in Bezug zu setzen. Ein Training von Selbstwirksamkeit sollte immer auch eine positive Analyse der Erfahrung der Selbstwirksamkeit am jeweiligen Tag unter der Frage "Was ist heute gelungen?" enthalten. Haken auf "To-do-Listen" sorgen dafür, dass Erledigtes sichtbar wird (und nicht nur Unerledigtes). Wichtig erscheint insgesamt zu erkennen, dass die eigene Beanspruchung durchaus selbst moderiert werden kann: So lässt sich beispielsweise die unkontrollierbare Beanspruchung durch Eltern mit Gesprächen "zwischen Tür und Angel" durch feste Sprechzeiten für Eltern regeln. Das Reagieren auf Elternanfragen kann auf diese Weise zu einem Agieren mit klaren Zuständigkeiten und Grenzziehungen werden.

Grenzen stecken - Erfolge erkennen lernen

Viele Lehrkräfte haben ein deutlich überhöhtes Engagement bis hin zur Selbstüberforderung, es fällt ihnen schwer, die Grenzen ihrer Arbeitstätigkeit zu bestimmen und einzuhalten. Ihre Ziele sind zu hoch gesteckt oder idealistisch, ihre Ansprüche an sich selbst realitätsfremd und die Erfüllung der Arbeit so unmöglich. Aufgrund des Fehlens eines verbindlichen Berufsprofils, eines arbeitswissenschaftlichen Anforderungsprofils und einer grundlegenden Verständigung über Qualitätsstandards muss jede Lehrkraft selbst an ihrer persönlichen Vorstellung der Lehrerrolle und ihren beruflichen Zielen arbeiten.

Gesunde Lehrkräfte schaffen es, eine Bilanz zwischen Aufwand und Nutzen zu ziehen. Sie haben ehrgeizige Ziele, verstehen es aber, bei der Verfolgung dieser Ziele mit ihren Kräften hauszuhalten. Personen, die zur Selbstüberforderung neigen, können lernen, realistische Ziele zu entwickeln und ihre eigenen Ansprüche an die Arbeit infrage zu stellen. Wichtig dabei ist die Wahrnehmung bereits kleiner Erfolge. Eine Würdigung des Erreichten und der Austausch darüber mit anderen stärken das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Ein kollegialer Austausch über berufliche Ziele und Ansprüche könnte zudem dazu beitragen, die eigene Perspektive zu verändern - eine angemessene Feedbackkultur öffnet den Blick dafür, was man vielleicht selber gar nicht als Erfolg ansieht.

Realistische und flexible Ziele setzen

Realistische Ziele entstehen, wenn eigene sowie extern gestellte Ansprüche differenziert wahrgenommen werden können. So kann in einem nächsten Schritt entschieden werden, welche Aufgaben man erfüllen möchte bzw. kann und welche nicht. Auf diesem Weg lässt sich auch entscheiden, welche Aufgaben delegiert oder aufgeschoben werden müssen und welche Aufträge ggf. an den Absender zurück gegeben oder modifiziert werden. Dieses Vorgehen schafft Klarheit und ermöglicht Transparenz gegenüber anderen Beteiligten (z. B. Eltern oder Schulleitung).

Tipp
Unter www.handbuch-lehrergesundheit.de erhalten Sie hierzu verschiedene Übungen.

Erfolg wird von Lehrkräften häufig nach dem Maßstab "Alles oder nichts" gemessen. Ein 80%iges Erreichen von Zielen wird kaum als Erfolg verbucht, Misserfolge sind auf diese Weise eher die Regel als die Ausnahme. Gesunde Lehrkräfte haben Freude am Möglichen, an den kleinen Erfolgen. Sie haben gelernt, Misserfolge nicht immer nur pauschal sich selbst oder anderen zuzuschreiben, sondern differenzierte Fehleranalysen durchzuführen. Indem sie Fehler von vornherein mitberücksichtigen, weiten sie ihren Blick für Erklärungen, die außerhalb ihrer Person liegen. Sie würdigen auch Teilerfo...

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