Bei Gesprächen, die zwischen Fachkraft für Arbeitssicherheit und Geschäftsleitung stattfinden, treffen häufig Menschen mit ganz unterschiedlichen Interessen, Meinungen, Wertvorstellungen und Vorwissen in Präventionsthemen aufeinander. Auch die persönliche Wahrnehmung der Gesprächssituation kann, z. B. durch Termindruck oder bereits vorhandene Erfahrungen, sehr unterschiedlich sein. Entscheidend ist die Frage, ob es Fachkraft für Arbeitssicherheit und Geschäftsleitung gelingt, mit dieser Situation konstruktiv umzugehen.

 
Praxis-Tipp

Die Bedeutung von Small Talk

Fallen Sie nicht "mit der Tür ins Haus". Zu einer klugen Argumentation gehört ein professioneller Small Talk. Dieses allgemein akzeptierte Ritual zu Beginn eines Gesprächs sollten Fachkräfte für Arbeitssicherheit beherrschen. Small Talk hat den Vorteil, dass Sie sich für das Gespräch "warmlaufen" können. Sie signalisieren Ihrem Gesprächspartner Ihr Interesse. Überlegen Sie sich im Vorfeld einige Small-Talk-Themen, die zu Ihrer Rolle als Arbeitsschutzberater passen. Bleiben Sie authentisch!

 
Praxis-Tipp

Achten Sie auf Körpersprache!

Die Körpersprache (Gestik, Mimik, Auftreten) lässt Rückschlüsse zu, in welcher Stimmung Ihr Gesprächspartner sich befindet. Kreuzt er die Arme, kann das ein Signal dafür sein, dass er nicht offen für Ihre Vorschläge ist. Ein Stirnrunzeln kann anzeigen, dass Ihr Gegenüber mit dem Gesagten nicht einverstanden ist, Zweifel hat oder Ihren Ausführungen nicht folgen kann. Achten Sie ebenso auf Ihre nonverbalen Signale – auch Ihre Körpersprache lässt Rückschlüsse auf Ihre Verfassung zu. Wenn Sie auf der Stuhlkante sitzen, Blickkontakt vermeiden oder beim Sprechen wild mit den Armen gestikulieren, wirken Sie in Ihrer Argumentation wenig überzeugend.

Für die Fachkraft für Arbeitssicherheit ist es wichtig, eine Vorstellung davon zu entwickeln, wie sie mit ihrer Dienstleistung an den Beratungsbedarf der Geschäftsleitung bzw. an aktuelle Themen der Unternehmensentwicklung (z. B. Fachkräftemängel, demografische Entwicklung, psychische Belastungen) anknüpfen kann. Fehlt dieses Gespür, ist die Fachkraft für Arbeitssicherheit mit ihren Themen nicht "anschlussfähig":[1] Es wird ihr schwerfallen, die Kommunikation in Gang zu halten, auf Augenhöhe mit der Geschäftsleitung zu sprechen oder künftig Gesprächstermine zu bekommen.

Fachkräfte für Arbeitssicherheit sollten sich daher – am besten schon zu Übungszwecken vor dem Gespräch – bewusst in die Perspektive der Geschäftsleitung hineinversetzen. Zu diesem Rollenwechsel gehört, über die Persönlichkeit, die Wertvorstellung und die Handlungsmuster des Gesprächspartners nachzudenken und diese einzuschätzen.

 
Wichtig

Versetzen Sie sich in die Perspektive der Geschäftsleitung!

Referieren Sie nicht über Merkmale Ihrer Dienstleistung oder geben Sie technische Details wieder. Zeigen Sie Ihrem Gesprächspartner konkret anhand von Beispielen, welche Vorteile, Verbesserungen oder Problemlösungen er durch Ihre Vorschläge bekommt. Bedenken Sie: Die Geschäftsleitung wird oft mit Details "überschüttet". Dabei interessiert Ihren Gesprächspartner zunächst einmal nur eines: "Was bringt mir das?"

[1] Vgl. Trimpop (Hrsg.), Sifa-Langzeitstudie, S. 689 f.

2.1 Die Verbesserung der eigenen Anschlussfähigkeit

Es gibt eine Reihe von Faktoren, die dazu beitragen, dass eine Fachkraft für Arbeitssicherheit ihre Anschlussfähigkeit verbessern kann.[1] Dazu gehören:

  • Identifikation mit der eigenen Beraterrolle,
  • Kenntnisse über den Gesprächspartner (Aufgaben, Verhältnis zu anderen betrieblichen Ansprechpartnern, Führungsstil, beruflicher Hintergrund, Ausbildung),
  • Fähigkeit, Argumente zu formulieren, die vom Gesprächspartner verstanden und ihm angemessen sind (z. B. im Hinblick auf Rolle, Status),
  • Kenntnisse über das betriebliche Geschehen (z. B. betriebswirtschaftliche Daten, Kennzahlen, Situation im Wettbewerb, Personalplanungen, Bauvorhaben),
  • Kenntnisse über die Unternehmenskultur (Kommunikationskultur, Führungsstil, Dress-Code, "betriebliche Rituale und ungeschriebene Gesetze", informelle Hierarchien).
 
Wichtig

Bleiben Sie authentisch und realistisch!

Anschlussfähigkeit heißt nicht, die eigene Authentizität zu verlieren. Lassen Sie sich also auf die im Unternehmen herrschenden Bedingungen und Gepflogenheiten ein, aber verlieren Sie nicht Ihre Standpunkte aus den Augen. Es geht weder darum, von heute auf morgen ein Unternehmen auf den Kopf zu stellen noch das Rad neu zu erfinden. Gehen Sie nicht vom Ideal-, sondern vom Ist-Zustand eines Betriebs aus. Formulieren Sie gegenüber der Geschäftsleitung realistische Ziele und Teilschritte.

[1] Vgl. Trimpop (Hrsg.), Sifa-Langzeitstudie, S. 690 f.

2.2 Das Interesse der Geschäftsleitung wecken

Fachkräfte für Arbeitssicherheit sollten sich – am besten schon vor dem Gespräch – überlegen, wie sie das Interesse der Geschäftsleitung wecken können. Das geht am einfachsten, wenn sie klar in wenigen Sätzen formulieren können, welchen Nutzen ihr Anliegen für die Geschäftsleitung hat. Zu beachten ist, dass der Nutzen einer Dienstleistung nicht objektiv festgelegt ist, sondern vom Gesprächspartner selbst "konst...

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