Ob Arbeitszeiten belastend auf die Beschäftigten wirken, hängt auch vom Verhalten der Führungskräfte ab. Es macht bei gleicher Arbeitszeit einen großen Unterschied, ob die Vorgesetzten Rücksicht auf die Bedürfnisse und aktuellen Probleme der Teammitglieder nehmen oder den Dienstplan ohne jede Rücksichtnahme aufstellen und durchsetzen.

Wichtig ist auch die Kommunikation über Arbeitszeitregelungen. Es ist für die Beschäftigten weniger belastend, auch ungünstige Arbeitszeiten zu übernehmen, wenn sie die Gründe dafür nachvollziehen können und die Regelungen als sinnvoll akzeptieren können.

 
Praxis-Beispiel

Mangelnde Unterstützung bei der Arbeitszeitgestaltung

Frau Kreibaum ist Physiotherapeutin und alleinerziehende Mutter einer 4-jährigen Tochter. Sie freut sich sehr über ihre erste feste Stelle in einer Reha-Klinik. Beim ersten Gespräch mit ihrem Vorgesetzten spricht sie ihr Zeitproblem an: offiziell hat sie um 16 Uhr Dienstschluss, zur gleichen Zeit macht aber auch die Kita ihrer Tochter zu. Sie würde ihre Arbeitszeit also gerne um 15 Minuten nach vorne verschieben, um ausreichend Zeit für den Weg zur Kita zu haben. Aus ihrer Sicht wäre das kein Problem, da sie die Termine mit den Patienten ohnehin selbst abstimmt. Ohne nähere Begründung wird ihr Ansinnen abgelehnt. So hat Frau Kreibaum leider gleich einen Neustart, der völlig unnötig mit großem Stress für sie verbunden ist.

Eine Aufgabe der Führung bei der Mitarbeitergesundheit besteht auch darin, zu überprüfen, inwieweit es zu Überforderung und Überstunden kommt. Bewährt hat sich das Ampelmodell für Langzeitarbeitskonten, siehe Abb. 2. Hierbei wissen sowohl die Beschäftigten als auch die Vorgesetzten, wie sie auf welchen Stand an Überstunden zu reagieren haben.

Abb. 2: Ampelmodell zur Übersicht über Langzeitarbeitskonten

Empfehlungen für unterstützendes Verhalten der Führungskräfte:

  • Die aktuellen Lebensumstände der Beschäftigten sollten den Führungskräften bekannt sein und bei der Planung der Arbeitszeiten weitestgehend berücksichtigt werden. Beispiele: Sind kleine Kinder oder pflegebedürftige Angehörige zu versorgen? Lebt der Mitarbeiter oder die Mitarbeiterin in einer Fernbeziehung, sodass ein zeitigerer Feierabend am Freitag hilfreich wäre?
  • Beschäftigte bei der Gestaltung der Dienstpläne möglichst mit einbeziehen und Wünsche berücksichtigen. Beispiel: Feste Zeiten für Hobbys frei halten, dienstfrei geben für wichtige Ereignissen und Veranstaltungen, wie Familienfeiern.
  • Falls es Teams nicht gelingt, ihre Arbeits- und Urlaubszeiten selbst zu planen, sollten Führungskräfte eingreifen und diese Konflikte lösen helfen.
  • Regeln und Erwartungen, z. B. an Erreichbarkeit, Überstunden, Übernahme von Nacht- und Wochenenddiensten, klar kommunizieren und erklären.

Das ist nur ein Ausschnitt aus dem Produkt Arbeitsschutz Office Professional. Sie wollen mehr?

Anmelden und Beitrag in meinem Produkt lesen


Meistgelesene beiträge