Dank digitaler Medien sind die Beschäftigten häufig rund um die Uhr für ihre Arbeitgeber erreichbar – die Digitalisierung und die weite Verbreitung der Arbeit im Homeoffice während der Corona-Pandemie haben dem noch einmal einen neuen Schub verliehen. Auch die Beschäftigten selbst sind größeren Versuchungen ausgesetzt, von sich aus während der Freizeit Mails abzurufen, Anrufe entgegenzunehmen oder Projekte weiter zu bearbeiten. Immerhin über ein Drittel aller Beschäftigten wurde schon vor der Pandemie häufig oder manchmal außerhalb der Arbeitszeit geschäftlich kontaktiert. Besonders häufig betrifft die erweiterte Erreichbarkeit Führungskräfte, Beschäftigte mit vielen Kundenkontakten und Spezialisten.[2]

Wie in Tab. 1 ersichtlich, sind sowohl positive als auch negative Einflüsse der Erreichbarkeit auf die Gesundheit denkbar:

 
Positiv Negativ
Individuelle Flexibilität Mehrarbeit
Bessere Kooperation und gegenseitige Unterstützung Reduzierte Erholung
Höhere Produktivität Verschwimmen von Grenzen

Tab. 1: Überblick über positive und negative Einflüsse der Erreichbarkeit auf die Gesundheit

Studien zeigen aber vorwiegend negative Einflüsse auf die Gesundheit. Das Befinden kann beeinträchtigt werden (Erschöpfung, Stress, Probleme beim Abschalten) und auch das Privatleben leidet (Konflikte zwischen den Lebensbereichen). Negative Einflüsse auf die Gesundheit können auch schon beim Gedanken an mögliche Arbeitseinsätze entstehen, sie müssen gar nicht tatsächlich stattfinden.

Die schädlichen Auswirkungen der Erreichbarkeit auf die Gesundheit lassen sich durch verschiedene Maßnahmen der Gestaltung und Kommunikation positiv verändern:

  • Beschäftigte können Einfluss darauf nehmen, ob und wann sie erreichbar sein müssen.
  • Beschäftigte können Zeiten der Erreichbarkeit einplanen.
  • Beschäftigte können erkennen, dass sich die Erreichbarkeit positiv auf die Arbeitsabläufe auswirkt, z. B. weil sie besser für Kunden erreichbar sind.
  • Beschäftigte schätzen die Erreichbarkeit im Privatleben als notwendig ein.
  • Das Unternehmen erarbeitet verbindliche Regeln zur Erreichbarkeit im Privatleben.
  • Das Unternehmen stellt die notwendige technische Ausrüstung zur Verfügung, insbesondere ein dienstliches Smartphone ist empfehlenswert, um den Beschäftigten eine Trennung von privaten und geschäftlichen Nachrichten zu ermöglichen.
  • Führungskräfte stellen ein Vorbild hinsichtlich ihrer eigenen Balance zwischen Arbeits- und Privatleben dar.

Empfehlungen für die Gestaltung von erweiterter Erreichbarkeit:

  • Die Erreichbarkeit sollte auf das Nötigste beschränkt werden und es muss für Ausgleich gesorgt werden.
  • Feste Regeln entwickeln, z. B. für Erreichbarkeit und Nicht-Erreichbarkeit, Ausnahmeregeln für Notfälle, Vertretungsregeln, Zeitspanne, innerhalb der reagiert werden muss, Umgang mit E-Mails.
  • Vorgesetzte sollten keinen Druck auf die Beschäftigten ausüben, in der Freizeit noch erreichbar zu sein.
[1] Pangert et al.: Die Auswirkungen arbeitsbezogener erweiterter Erreichbarkeit auf Life-Domain-Balance und Gesundheit, BAUA Projekt F 2353, Dortmund 2016.
[2] S. a. VBG (Hrsg.): Erweiterte Erreichbarkeit – Gut gestaltet im Betrieb, 2019.

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