Die Arbeitsbedingungen werden zunehmend durch Belastungen und Risiken geprägt, die sich auf die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden der Beschäftigten auswirken, und psychische Erkrankungen sind immer häufiger der Grund für Fehlzeiten. Psychische Belastungen können zu Beanspruchungen führen, die sich positiv (z. B. in Form von Abwechslung, Lernfortschritt oder Erfolgserlebnis), neutral oder negativ auf Beschäftigte auswirken können. Mögliche negative Folgen sind z. B. Überforderung, Verärgerung oder Stresserleben mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen. Die ISO 45003 wurde v. a. für Unternehmen entwickelt, die bereits ein Managementsystem für Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz auf der Grundlage von ISO 45001 erfolgreich eingeführt haben, das AMS anwenden und sich verstärkt dem Thema psychische Belastungen widmen wollen.

Wohlweislich sind im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung seit dem 1.1.2014 alle Unternehmen in Deutschland gesetzlich zur Beurteilung solcher psychischen Belastungen sowie entsprechenden Präventionsmaßnahmen verpflichtet.

Wesentliche Intentionen der ISO mit dieser Norm sind:

  • Ergänzung der ISO 45.001 durch eine Anleitung der an SGA Interessierten, sich auch mit Fragen der psychischen Gesundheit und dem Wohlbefinden der Mitarbeiter zu beschäftigen;
  • im Rahmen der Anwendung des Managementsystems für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit verstärkt psychische Risiken (Belastungen, wie Zeitdruck, Arbeitsverdichtung, fehlende Ressourcen, unklare bzw. ärgerliche organisatorische Regelungen etc.) zu betrachten (Integration von Fragen der psychischen Gesundheit und des Wohlbefindens in ein SGA-Management);
  • bei der Anwendung der ISO 45.001 eine Fokussierung auf den "klassischen" Arbeits- und Gesundheitsschutz vermeiden;
  • zu einer fundierten Beschäftigung mit Fragen der psychischen Gesundheit und dem Wohlbefinden der Beschäftigten anleiten.

Die ISO 45.003 liegt als Leitfaden zur Verbesserung des Umgangs mit psychischen Belastungen (psychosozialen Risken) vor. Sie hilft den Anwendern, Bereiche zu identifizieren und zu bewerten, die sich negativ auf die psychische Gesundheit der Beschäftigten auswirken können. Weiter leitet sie zum Managen der erkannten psychosozialen Risiken und zur Förderung des Wohlbefindens der Beschäftigten bei der Arbeit sowie zur Steigerung der Resilienz an.

Die ISO 45.003:2021 schlägt die Betrachtung folgender Aspekte vor:

  • Wie die Arbeit organisiert ist, einschließlich:

    • Klarheit der Rollen, Zuständigkeiten und Befugnisse,
    • Arbeitsanforderungen, Arbeitsbelastung und Arbeitstempo,
    • organisatorisches Änderungsmanagement sowie
    • Jobsicherheit.
  • Soziale Faktoren bei der Arbeit, einschließlich:

    • Organisations- und Teamkultur,
    • Anerkennung und Belohnung,
    • Umgang mit Kritik.
    • Überwachung und Unterstützung,
    • Work-Life-Balance sowie
    • Belästigung und Mobbing.
  • Gestaltung der Arbeitsumgebung, Auswahl der Ausrüstung und gefährliche Aufgaben, einschließlich:

    • Angemessenheit und Eignung der Arbeitsmittel sowie
    • Arbeitsplatzbedingungen, einschließlich Arbeitsraum, Beleuchtungsniveau, Belüftung, Lärm.
 
Wichtig

Deutsche Norm fraglich

Die Übertragung der ISO 45.003 ins deutsche Normungssystem, also die Erstellung einer DIN ISO 45.003, ist eher unwahrscheinlich.

In Deutschland existieren bereits einige Vorgaben zur Betrachtung und zum Umgang mit der psychischen Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz. Zu verweisen ist auf das Arbeitsschutzgesetz (Forderung einer Beurteilung der psychischen Belastungen im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung bzw. durch eine spezielle Gefährdungsbeurteilung), Verordnungen wie die Arbeitsstättenverordnung sowie Leitlinien wie die GDA-Leitlinie "Beratung und Überwachung bei psychischer Belastung am Arbeitsplatz".

ISO 45.001 verpflichtet in Deutschland ansässige Unternehmen zur Ermittlung, Bewertung und Reduzierung (Managen) psychischer Belastungen. Vor diesem Hintergrund enthält die ISO 45.003 für diese Unternehmen keine neuen, sondern "nur" ergänzende Informationen. Eine DIN ISO 45.003 erscheint deshalb nicht als erforderlich. Die deutsche Version der ISO 45003:21-06 "Management von Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit – Psychische Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz – Leitlinien zum Management psychosozialer Risiken" ist beim Beuth-Verlag erhältlich.

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