Die Auseinandersetzung mit der Thematik Arbeitsschutzmanagement, Arbeitsschutz-Managementsysteme und Konzepte für AMS hat in Deutschland im Wesentlichen erst im Vorfeld des ISO Workshops "Occupational Health and Safety Management Systems Standardization" (5. und 6. Sept. 1996, Genf) sowie vor dem Hintergrund der Normungsaktivitäten insbesondere in England begonnen. Zuvor wurden derartige Fragestellungen unter dem Stichwort "Organisation der betrieblichen Arbeitssicherheit" diskutiert.

Fortschrittliche Unternehmen wenden bereits seit längerem eine Systematik zur Umsetzung des betrieblichen Arbeitsschutzes an. In der Vergangenheit war diese Systematik jedoch weniger ein Werkzeug des Managements, als vielmehr ein Instrument vor allem der leitenden Fachkräfte für Arbeitssicherheit. Sie bezeichneten dieses Instrument erst später als Managementsystem.

Die auch bei uns zu erkennende zunehmende Relevanz des Themas "Arbeitsschutz-Managementsysteme" hat vielfältige Aktivitäten ausgelöst. Einige wesentliche Meilensteine sind:

  • Entwicklung des Standards "SCC: Sicherheits Certifikat Contraktoren" als gemeinsamer branchenspezifischer Sicherheitsstandard für Kontraktoren, die in der Mineralölindustrie tätig werden wollen, durch die Mineralöl- und Chemieindustrie in den Niederlanden in 1994.
  • Übertragen des SCC-Systems auf deutsche Verhältnisse.
  • Formulierung eines "Gemeinsamen Standpunktes zu AMS" 1997. Hier haben sich das BMAS, die obersten Arbeitsschutzbehörden der Bundesländer, die Träger der gesetzlichen Unfallversicherung und der Sozialpartner auf eine gemeinsame Position bezüglich der Argumente für ein AMS, den Rahmenbedingungen für ein AMS, den Anforderungen an ein AMS sowie dem Handlungsbedarf in Europa verständigt.
  • Erarbeitung mehrerer AMS-Konzepte (v. a. Leitfäden zur Strukturierung und zum Aufbau eines Arbeitsschutz-Managementsystems) v. a. durch die Arbeitsministerien der Länder sowie Berufsgenossenschaften.
  • Verstärkte Einführung von AMS in fortschrittlichen Unternehmen ab Ende der 1990er-Jahre.
  • Vereinbarung von "Eckpunkten zur Entwicklung und Bewertung von Konzepten für Arbeitsschutzmanagementsysteme" zwischen dem BMAS, den obersten Arbeitsschutzbehörden der Bundesländer, den Trägern der gesetzlichen Unfallversicherung und den Sozialpartnern im Jahr 1999. Damit wurde eine von allen im Arbeitsschutz relevanten Gruppen getragene Bezugsgrundlage (Plattform und Mindestforderungen) für die Entwicklung und Bewertung von AMS-Konzepten geschaffen.
  • 2 vergebliche Vorstöße zur Einleitung eines Normungsverfahrens für eine internationale Norm für AMS. Als Zwischenlösung wurde die Entwicklung eines internationalen Standards für AMS OHSAS 18001 initiiert.
  • Entwicklung des internationalen AMS-Standards (ist keine Norm) OHSAS: Occupational Health and Safety Assessment Series unter der Federführung des britischen Normungsinstitutes BSI im Jahr 1999. Dieses AMS-Konzept gewann international schnell an Bedeutung.
  • Entwicklung eines "Leitfadens für Arbeitsschutz-Managementsysteme" (Guidelines on Occupational Safety and Health Management Systems) durch die ILO (International Labour Organization) im Jahr 2001.
  • Erarbeitung eines nationalen Leitfadens für AMS (NLA), abgeleitet aus dem ILO-Leitfaden durch das BMWA, die obersten Arbeitsschutzbehörden der Bundesländer, die Träger der gesetzlichen Unfallversicherung und die Sozialpartner im Jahr 2002 (veröffentlicht 2003). Damit wurde ein von allen im Arbeitsschutz relevanten Gruppen getragener Leitfaden zur Strukturierung, zum Aufbau und zur Bewertung (interne Bewertung sowie für eine freiwillige Systemkontrolle durch einen Träger der gesetzlichen Unfallversicherung und/oder die staatlichen Arbeitsschutzbehörden) eines Arbeitsschutz-Managementsystems vorgelegt. Leider wird der NLA nicht gepflegt und weiterentwickelt.
  • Revision des internationalen AMS-Konzepts "OHSAS: Occupational Health and Safety Assessment Series" im Jahr 2007; zeitgleich Veröffentlichung dieses Standards (weitgehend wortgleich) als englische Norm BS OHSAS 18001:2007. Seit seiner Veröffentlichung gewinnt dieser Standard v. a. in Asien und Europa an Bedeutung. In Deutschland besitzen die AMS-Konzepte OHSAS 18001:2007 und SCC:2011 die größte Bedeutung.
  • 2014: Nationale Normungsinstitute und ISO leiten ein Verfahren zur Entwicklung einer internationalen Norm für Arbeitsschutz-Managementsysteme unter der Bezeichnung ISO 45.001: "Arbeitsschutzmanagementsysteme – Anforderungen"ein.
  • Am 12.3.2018 wurde die ISO 45.001:2018 "Occupational health and safety management systems – Requirements with guidance for use" veröffentlicht; die entsprechende DIN ISO 45.001:2018 Managementsysteme für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit – Anforderungen mit Leitlinien zur Anwendung folgte im 2. Quartal 2018.

Das ist nur ein Ausschnitt aus dem Produkt Arbeitsschutz Office Professional. Sie wollen mehr?


Meistgelesene beiträge