Digitalisierung, Automatisierung und Vernetzung sind das beherrschende Prinzip der Arbeit

Digitalisierung, Automatisierung, Vernetzung und die Zusammenarbeit mit Maschinen werden weiter zunehmen. Industrieroboter bevölkern die Werkshallen und verdrängen den Menschen aus Routinetätigkeiten.

Arbeit ist räumlich und zeitlich entgrenzt

Technische Endgeräte, wie Laptops, Smartphones und Tablets, ermöglichen maximale Flexibilität bei der Aufgabenerledigung. Mobiles Arbeiten ist nicht an die Betriebsstätte gebunden, sondern kann zu Hause, in der Bahn, im Flugzeug, am Strand, nachts oder am Wochenende erfolgen. Einschränkung: Die Entgrenzung von Arbeit beschränkt sich natürlich nur auf Arbeitstätigkeiten, bei denen keine persönliche Präsenz erforderlich ist. Arbeitstätigkeiten in Pflege, medizinischer Akutbetreuung, Unterricht und persönlicher Beratung müssen nach wie vor von Personen vor Ort erledigt werden.

Neue Arbeitsformen entstehen

Die Beschäftigungsformen werden vielfältiger. Arbeitsleistung wird nach Bedarf eingekauft ("Hiring on demand") und zunehmend extern an Solo-Selbstständige oder Clickworker vergeben. Durch die Entgrenzung von Arbeit erfolgt eine Abkehr von starren Arbeitszeitmodellen. Atypische Erwerbsverhältnisse werden häufiger als bisher Normalarbeitsverhältnisse ablösen: Werkverträge und befristete Arbeit werden Bestandteil normaler Arbeitsverhältnisse werden.

Die Arbeitswelt beschleunigt sich

Die technologischen Entwicklungen und technischen Neuerungen führen zu einer Beschleunigung von Transport-, Kommunikations- und Produktionsprozessen. Produkt- und Innovationszyklen werden immer kürzer, Kunden verlangen fortgesetzt neue Produkte, die Konsumgeschwindigkeiten intensivieren sich.[1] In der Produktion können Kundenwünsche in Echtzeit umgesetzt werden. Für die Organisation von Arbeit heißt das verkürzte Planungs- und Handlungseinheiten, für den arbeitenden Menschen eine zunehmende Arbeitsverdichtung in Form von Zeit-, Termin- und Leistungsdruck und eine Steigerung des Workloads. Auch das Arbeits-Wissen wird durch diesen Beschleunigungsschub überholt: Was gestern noch "state oft the art" war, ist morgen längst überholt.[2]

Neue Qualifikationen werden erforderlich

Eine digitalisierte und vernetzte Arbeitswelt erfordert entsprechendes Know-how, um sich in ihr zu behaupten. Voraussetzung dafür sind Kenntnisse im Umgang mit den neuen Technologien und den technischen Endgeräten sowie die Fähigkeit, sich in Informations- und Kommunikationsnetzwerken zu bewegen. Neben dieser sog. "Digitalkompetenz" ("Digital Literacy") werden weitere Kompetenzen wichtig:

  • Informationskompetenz: Fähigkeit, mit Informationen zielgerichtet, selbstbestimmt, verantwortungsbewusst und effizient umzugehen.
  • Kommunikative und soziale Kompetenzen: Das Arbeiten mit anderen erfordert Kommunikationsfähigkeiten und Einfühlungsvermögen, ggf. auch kulturübergreifend, was darüber hinaus auch Sprachkenntnisse verlangt.
  • Problemlöse- und Entscheidungskompetenz sowie die Fähigkeit zum vernetzten und selbstständigen Denken und Handeln.
  • Gesundheitskompetenz: Bei der zeitlichen und räumlichen Entgrenzung von Arbeit ist ein gesundheitsbewusstes Verhalten notwendig, um dem Arbeitsmarkt dauerhaft zur Verfügung stehen zu können.

Abgesehen von diesen Basisqualifikationen, die für das Arbeiten 4.0 Voraussetzung sind, brauchen Erwerbstätige Fachwissen, welches spezialisierter sein wird als in der Vergangenheit (vgl. "Hiring on demand"). Gleichzeitig werden die Kenntnisse breiter sein, denn Produktion 4.0 erfordert Umsetzungswissen über vor- und nachgelagerte Arbeitsabläufe.

Da sich die Berufsbilder in einer digitalisierten Welt schneller verändern als früher, sind Erwerbstätige gezwungen, ihr Wissen und ihre Kenntnisse dem technologischen Fortschritt anzupassen: Weiterbildung wird sich durch das gesamte Erwerbsleben ziehen. Auch Führungskräfte werden umdenken müssen. Arbeiten 4.0 erfordert anderes Führungsverhalten und andere Führungsinstrumente (vgl. Abschn. 5).

 
Wichtig

Megatrends

Das sind nur die wichtigsten Änderungen, die bereits heute zum Teil Realität sind. Wissenschaftler der Universität St. Gallen und ein Shareground-Team der Telekom haben 60 Experten befragt und 25 Megatrends für Arbeiten 4.0 daraus abgeleitet. Diese können eingesehen werden unter: https://www.zukunftdernachhaltigkeit.de/2015/06/16/arbeiten-4-0-aus-sicht-der-telekom/ (Abrufdatum: 1.5.2023).

[1] Rosa: Die Veränderungen der Zeitstrukturen in der Moderne, Suhrkamp, Frankfurt a. M. 2005.
[2] Korunka/Kubicek: Beschleunigung im Arbeitsleben – neue Anforderungen und deren Folgen, in: Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin/Junghanns/Morschhäuser (Hrsg.): Immer schneller, immer mehr: Psychische Belastung bei Wissens- und Dienstleistungsarbeit, Springer, Wiesbaden 2013.

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