Talent Management: So ticken die Führungskräfte der Zukunft Infografik

Die Führungskräfte der Zukunft setzen auf Transparenz – aber in Maßen, zeigt eine aktuelle Studie. So kontrollieren sie etwa genau, welche Informationen sie im Internet von sich preisgeben: Berufliche Informationen stehen dabei demnach im Vordergrund, allzu Privates ist tabu.

Junge Talente, die das Zeug zur Führungskraft haben, kontrollieren ganz genau, was sie in ihren Online-Profilen von sich verraten und was sie lieber für sich behalten. Dabei wägen sie auch ab, welche Informationen ihnen Nutzen bringen, wenn sie sie online teilen.

Die Autoren der Studie "Global Perspectives Barometer 2017 - Voices of the Leaders of Tomorrow", für die der GFK Verein und das St. Gallen Symposium rund 1.000 Top-Talente aus mehr als 80 Ländern befragt hat, beschreiben diese Strategie als "kontrollierte Transparenz". Auf diese Weise würden sich die jungen Talente in der digitalen Welt eine professionelle Identität zum Selbstmarketing schaffen.

Aus den Ergebnissen leiten die Studienautoren vier Thesen zu Haltung und Ansichten künftiger Führungskräfte ab.

These eins: Junge Top-Talente setzen auf kontrollierte Transparenz.

Das Global Perspectives Barometer zeigt, dass die Führungskräfte der Zukunft insgesamt sehr sorgsam mit ihren Daten umgehen: Zwar teilt und verbreitet fast jeder Befragte persönliche Informationen online. Doch dabei entscheiden die jungen Talente bewusst, welche Details sie veröffentlichen und welche nicht.

Die Art der geteilten Informationen deutet für die Studienautoren auf den kontrollierten Aufbau eines professionellen Online-Auftritts hin. Sie haben auch im Detail untersucht, welche Informationen die Befragten von sich preisgeben: Neben einem oder mehreren Fotos, die 93 Prozent von sich veröffentlichen, stehen berufliche Informationen im Vordergrund: 87 Prozent zeigen online ihren Bildungsweg, 76 Prozent ihre aktuelle Stelle und 71 Prozent Informationen über ihre berufliche Karriere.

Persönlichere Informationen – etwa zur religiösen oder politischen Weltanschauung – teilen demnach sehr viel weniger mit der Online-Öffentlichkeit. Gleichzeitig achten die Führungskräfte der Zukunft darauf, die Kontrolle über ihre Daten zu behalten. Dazu legen 81 Prozent aktiv die Privatsphäre-Einstellungen für ihre Online-Profile fest, 74 Prozent unterscheiden bei ihren Online-Profilen zwischen persönlichen und professionellen Profilen.

These zwei: Junge Top-Talente treiben eine Machtverschiebung von Arbeitgebern hin zu Arbeitnehmern voran.

Die Analyse der Online-Aktivitäten zeigt auch: Der Führungsnachwuchs teilt seine Erfahrungen als Arbeitnehmer ähnlich wie Kunden ihre Bewertungen zu Produkten oder Dienstleistungen abgeben. Mehr als die Hälfte der Befragten ist bereit, sich im Internet über den Arbeitgeber zu äußern, und 35 Prozent der Top-Talente mit Berufserfahrung haben sogar bereits online ein Statement über ihren Arbeitgeber verfasst, weitere 24 Prozent wären bereit dazu.

Auch die Informationsbeschaffung über einem potenziellen Arbeitgeber verändert sich den Studienergebnissen zufolge. Dazu ziehen die Befragten vor allem die Meinung anderer Arbeitnehmer heran. Fast zwei Drittel (64 Prozent) der Nachwuchskräfte würden aktuelle oder ehemalige Mitarbeiter kontaktieren oder Plattformen zur Arbeitgeber-Bewertung wie Kununu oder Glassdoor nutzen, um sich zu informieren.

"Unternehmen haben damit teilweise die Kontrolle über ihr Image als Arbeitgeber verloren. Die relevantesten Informationen über einen möglichen Arbeitgeber werden heute durch die aktuellen und ehemaligen Mitarbeiter geliefert, nicht durch die PR-Abteilung", erklärt Fabian Buder, der für die Studie zuständige Projektleiter beim GFK Verein. "Das Management sollte seine Sicht auf Angestellte hinterfragen. Als optimal zu platzierende Humanressource werden sich junge Top-Talente wenn überhaupt nur ungern behandeln lassen." 

These drei: Junge Top-Talente sehen Transparenz als Grundlage für künftigen Unternehmenserfolg.

Transparenz wünschen sich die Befragten auch am Arbeitsplatz: Die Führungskräfte von morgen schätzen ein transparentes Arbeitsumfeld mit freiem Zugang zu Informationen. Um diese Transparenz herzustellen, sind sie auch bereit, Informationen über sich und ihr Team zu teilen. Mehr als drei Viertel (77 Prozent) sagen, dass Unternehmen, die Informationen und ihr Wissen grundsätzlich intern offen teilen und nur explizit gekennzeichnete Informationen unter Verschluss halten, langfristig erfolgreicher sind. Nur jeder Fünfte (22 Prozent) gibt dagegen an, dass grundsätzlich alle Informationen vertraulich sein sollten.

Dabei geht es vor allem darum, jene Informationen zu teilen, die Zusammenarbeit ermöglichen – wie Ergebnisse von Besprechungen (78 Prozent) und Forschungs- und Entwicklungsergebnisse (85 Prozent). Fast zwei Drittel befürworten zudem eine offene Fehlerkultur und sind bereit dazu beizutragen: 65 Prozent geben an, Informationen zu Fehlern ihres Teams Mitgliedern der Organisation über das eigene Team hinaus zugänglich zu machen. 75 Prozent würden die Organisation auch über die Leistung ihres Teams informieren.

"Eine nach innen und außen verschlossene Organisation behindert nach Meinung der jungen Top-Talente den Unternehmenserfolg. Damit ein Unternehmen attraktiv bleibt, sollte das Management Mittel und Wege finden, um Silo-Denken aufzuheben. Transparenz spielt dabei eine wichtige Rolle", erklärt Rolf Bachmann, Vice President des St. Gallen Symposiums.

These vier: Junge Top-Talente finden sich nicht mit Missständen im Unternehmen ab.

Die Studienautoren wollten von den jungen Führungskräften auch wissen, was sie tun würden, wenn sie einen größeren Fehler im Unternehmen, etwa unethisches Verhalten, beobachten würden. Wären sie bereit, als Whistleblower zu agieren?

Dazu ist tatsächlich mehr als die Hälfte der Befragten (53 Prozent) grundsätzlich bereit. Sie würden Informationen, etwa über ein schlechtes Arbeitsumfeld, zumindest anonym veröffentlichen. Vor diesem Schritt würde aber ein Großteil (59 Prozent) der jungen Top-Talente unethisches Verhalten im Unternehmen zunächst nur intern zur Sprache bringen.

"Unternehmen sollten Kanäle etablieren und eine Kultur schaffen, in denen Bedenken ohne Folgen geäußert werden können", fordert Buder. "Gibt es diese interne Diskussionskultur nicht, besteht die Gefahr, dass kritische Themen an die Öffentlichkeit gelangen und dort diskutiert werden."

Schlagworte zum Thema:  Mitarbeiterführung, Talent Management