Sowohl im Betrieblichen Gesundheitsmanagement, wie auch in der Betrieblichen Gesundheitsförderung kommt Führungskräften eine besondere, entscheidende Rolle zu. Der Zusammenhang von Führungsverhalten und Gesundheit der Beschäftigten ist vielfach untersucht und belegt worden. Nicht zuletzt ist die soziale Unterstützung von Vorgesetzten eine zentrale Gesundheitsressource. Führungskräfte geben durch ihr eigenes Verhalten den Beschäftigten eine Orientierung und nehmen damit eine Vorbildfunktion ein. Gleichzeitig können sie durch ihr Handeln und durch ihre Entscheidungen, Einfluss auf die Arbeitstätigkeit und die Arbeitsbedingungen nehmen. Ihr Führungsstil beeinflusst die Arbeitszufriedenheit und die Motivation der Beschäftigten und damit auch die Gesundheit, Anwesenheit und Leistungsfähigkeit der Beschäftigten. Auch im Kontext von Corona-Infektionen und Long-/Post-COVID kommt Führungskräften eine besondere Rolle zu in der Unterstützung von Arbeitnehmern, die nach einer Corona-Infektion oder aufgrund von Long-/Post-COVID unter anhaltenden Symptomen leiden. Dies stellt aufgrund der Komplexität der Krankheit, Informationsdefiziten und einem noch nicht ausreichend erforschten wissenschaftlichen Kenntnisstand, keine einfache Aufgabe dar.
Die Europäische Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz (EU-OSHA) hat dazu einen Leitfaden veröffentlicht, wie Führungskräfte Arbeitnehmer, die nach einer Corona-Infektion oder aufgrund von Long-/Post-COVID unter anhaltenden Symptomen leiden, unterstützen können. Als Chef oder Führungskraft ist man oft erster Ansprechpartner für die Mitarbeiter. Studien zeigen auf, dass eine Rückkehr an den Arbeitsplatz auch stark vom Verhalten der Vorgesetzten abhängt. Auch wenn die Führungskraft kein Expertenwissen über Long-COVID besitzt, ist es wichtig, für genesene Arbeitnehmer da zu sein, Probleme ernst zu nehmen und zu helfen, wo man kann. Führungskräfte sind in einer entsprechenden Position, um den Arbeitnehmern auch dann Wertschätzung und Unterstützung zu vermitteln. Dazu zählt u. a., Arbeitsaufgaben und Arbeitsbedingungen so anzupassen, dass Betroffene Beruf und Gesundheit nach der Rückkehr in Einklang bringen können. In diesem Zusammenhang spielen auch Personalabteilungen eine entscheidende Rolle und können Führungskräfte bei der Bewältigung unterstützen.
Es sollte auf jeden Fall berücksichtigt werden, dass jeder Fall anders ist und es deshalb besonders wichtig ist, die Bedürfnisse und Sorgen der Betroffenen ernst zu nehmen, proaktive Änderungen zu ermöglichen und nach einer gemeinsamen Lösung zu suchen. Je nach Aufgabenbereich, Langzeitsymptomen, Arbeitsumfeld und persönlicher Situation benötigen die Betroffenen mehr oder weniger Unterstützung.
Verfrühte Rückkehr
Grundsätzlich sollte immer beachtet werden: Wenn Arbeitnehmer über einen längeren Zeitraum krank waren, kann die verfrühte Rückkehr an den Arbeitsplatz bzw. zum vollen Arbeitsumfang einen Rückfall auslösen. Die Experten für Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz können dabei auf verschiedene Weise unterstützen, z. B. durch Abschätzung der Risiken, individuelle Bewertung mit maßgeschneiderten Genesungs- und Wiedereinstiegsplänen oder Prüfung der Sicherheit einzelner Arbeitnehmer und Kollegen.