Die Prävention von Arbeitsunfällen durch KI kann in der Verbindung mit Kameras und verschiedenen Sensoren auf ein neues Level gehoben werden (sogenannte Sensorbasierte Überwachungssysteme). Dabei können solche Arbeitsschutzsysteme auf Daten aus der Videoüberwachung oder Bewegungserkennung aufbauen, aber auch Wetter- oder Wärmesensoren integrieren. Sie identifizieren mit diesen Datenquellen dann Gefahrenquellen, Gefährdungsfaktoren, Gefahr begünstigende Bedingungen und können Verantwortliche zielgerichtet warnen. So können die Risiken, denen die Beschäftigten ausgesetzt sind, auf ein Minimum reduziert werden.

Eine automatisierte Überwachung 24/7 durch entsprechende Systeme ermöglicht es, die Entstehung (potenziell) gefährlicher Situationen am Arbeitsplatz in Echtzeit zu erkennen und den Mitarbeiter frühzeitig zu warnen. Auch eine Dokumentation der Einhaltung von Arbeitsschutzrichtlinien kann auf diesem Wege unterstützt werden.

Ein Beispiel: Gerade auf Baustellen, auf welchen viele verschiedene Unternehmen und Beschäftigte zusammenarbeiten, können Bewegungen und Interaktionen von Personen wie auch Maschinen in Echtzeit verfolgt und besser bewertet werden, um präventive Maßnahmen ergreifen zu können. Das beginnt schon bei der Zugangskontrolle zur Baustelle oder generell beim Aufenthalt auf dem Gelände mit der Prüfung, ob Beschäftigte die erforderliche Schutzausrüstung (richtig) tragen, also zum Beispiel Helm, Schuhe und Warnwesten.

Erste Berufsgenossenschaften fördern bereits Produkte und Lösungen mit künstlicher Intelligenz. So finden sich seit Anfang 2024 im neuen Katalog der BG Bau kamerabasierte Personenerkennungssysteme für die Baustelle. Diese Systeme erkennen per KI Personen in Echtzeit und können per optischem oder akustischem Signal Fahrer von Lkw oder Baumaschinen im Einzugsbereich warnen. So können schwere Unfälle vermieden oder zumindest die Schwere der Verletzungen reduziert werden. Die Anschaffung dieser Kamerasysteme wird mit 50 Prozent der Anschaffungskosten (max. 2.500 Euro) gefördert.[1]

Solche Systeme können auch – und das bereits von Anfang an im Rahmen einer automatisierten Durchführung einer Gefährdungsbeurteilung – immobile Faktoren berücksichtigen und beispielsweise fehlende oder fehlerhafte Absturzsicherungen erkennen.

Außer Diskussion steht die Einhaltung der geltenden Datenschutzrichtlinien, die insbesondere dann zu beachten ist, wenn visuelle Systeme zum Einsatz kommen.

Der weitgreifendste Einsatz von KI bei der Prävention von Arbeitsunfällen ist dann die Verwendung von Robotern für gefährliche Tätigkeiten. Beispiele dafür finden sich in der Öl- und Gasindustrie, einer komplexen und hochriskanten Branche, die laut dem U.S. Bureau of Labor Statistics eine der höchsten Raten an Verletzungen hat.[2]

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