Kassen fürchten Anhebung von Zusatzbeiträgen

Das Finanzpolster der Krankenkassen ist noch da. Aber es schrumpft. Neue Reformen im Gesundheitswesen werden Milliarden Euro kosten. Die Krankenkassen sind unter Druck. Sind höhere Zusatzbeiträge der Krankenkassen die Lösung?

Hier sind wichtige Fragen und Antworten, warum Krankenkassen die An- bzw. Erhebung von Zusatzbeiträge vermeiden möchten.

Was kommt auf die Beitragszahler zu?

Der Durchschnittswert des Schätzerkreises gibt im Prinzip nur eine Richtung vor, an der sich die einzelnen Krankenkassen ausrichten sollen. Als das Gremium das erste Mal im vergangenen Jahr eine Richtschnur mit einem durchschnittlichen Zusatzbeitrag von 0,9 Prozent vorgab, rissen nur ganz wenige, zumeist kleine Kassen diese Marke. Die großen der Branche hielten sich genau daran oder blieben knapp darunter. Nur ganz wenige kleine, aber reiche Betriebskrankenkassen erhoben keinen Zusatzbeitrag. Die Abwanderung von zahlenden Mitgliedern zu billigeren Kassen hielt sich deshalb in Grenzen. Ob die Kassen diese Linie allerdings auch im kommenden Jahr durchhalten können, ist sehr fraglich.

Was, wenn der Zusatzbeitrag der Kasse zu hoch ist?

Jedes der 50 Millionen Mitglieder kann die Krankenkasse wechseln, wenn diese erstmals (wie im vergangenen Jahr) einen Zusatzbeitrag erhebt oder ihn erhöht. Die Kassen sind verpflichtet, ihre Mitglieder bei einer Beitragserhöhung anzuschreiben und sie auf das Sonderkündigungsrecht sowie die Höhe des prognostizierten durchschnittlichen Zusatzbeitrages hinzuweisen. Zudem müssen sie die Mitglieder darauf aufmerksam machen, dass der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen (GKV) eine Übersicht über die Zusatzbeiträge aller Kassen hat.

Was können Kassen tun, um die Versicherten zu halten?

Den Kassen ist natürlich die Gefahr bewusst, dass sie bei einem zu hohen Zusatzbeitrag ihre Mitglieder verlieren können. Daher werden sie, wie im vergangenen Jahr, sehr genau prüfen, wie weit sie gehen können. Sie beklagen seit Ende vergangenen Jahres, dass ihr Finanz-Polster kleiner wird. Allein bei der Krankenhausreform, die zum 1.1.2016 in Kraft treten soll, sei ihnen zuletzt eine zusätzliche Milliarde aufgebürdet worden.

Wo kann also zusätzliches Geld herkommen?

Alle Kassenarten haben zwar erstmals seit einigen Jahren wieder Defizite - im ersten Halbjahr 2015 lag das Minus bei insgesamt einer halben Milliarde Euro. Die Einnahmen der Kassen lagen bei 106,1 Milliarden, die Ausgaben bei 106,6 Milliarden Euro. Doch Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) verweist immer wieder auf die reichlichen Rücklagen. Die Kassen haben demnach noch Finanzreserven von 15,2 Milliarden Euro.

Einige Kassen werden also wieder an die Reserven gehen, um ihre Mitglieder nicht zu verprellen. Das haben sie auch schon in diesem Jahr getan. Sie haben ihre Zusatzbeiträge so niedrig gehalten, dass sie zur Zeit insgesamt mit 0,83 Prozent noch unter der durchschnittlichen Prognose-Marke von 0,9 Prozent lagen.

Doch die Reserven sind keinesfalls gleich verteilt unter den einzelnen Kassen. Schon bei der vergangenen Anhebung des Zusatzbeitrages gab es etliche Fusionen von Kassen. Im vergangenen Jahr lag die Zahl der Einzelkassen bei mehr als 130, Mitte dieses Jahres waren es noch 124.

Sollte man beim Wechsel nur nach dem Beitrag gehen?

Nach wie vor gilt die Warnung von GKV-Spitzenverband und Bundesversicherungsamt: Wer wechselt, prüfe gut, was er für sein Geld dann noch bekommt. Die gesunden jungen Menschen interessiert das wohl weniger, die Älteren müssen da schon genauer hinschauen.

Unterstützung bietet:

Arbeitshilfe: Zusatzbeitrag, gesetzliche Krankenkassen

Diese Übersicht stellt die einkommensabhängigen Zusatzbeitragssätze aller gesetzlichen Krankenkassen auf Basis der ITSG-Beitragssatzdatei dar. Die erste Version ist alphabetisch sortiert, die zweite Version nach der Höhe der Zusatzbeitragssätze.

dpa
Schlagworte zum Thema:  Zusatzbeitrag, Krankenkasse