Weiterbildung: lieber rekrutieren statt qualifizieren

In kleinen, innovativen Unternehmen verläuft Weiterbildung eher bedarfsorientiert und unstrukturiert, zeigt eine Erhebung des Statistischen Bundesamts. Viele folgen der Strategie: lieber neue Mitarbeiter einstellen, als die bestehenden zu qualifizieren.

Die meisten innovativen Unternehmen in Deutschland sind kleine Unternehmen: Laut Zahlen des Statistischen Bundesamts (Destatis) beschäftigen hierzulande 61 Prozent der innovativen Unternehmen nur zwischen zehn und 49 Mitarbeiter.

Inwiefern sich die Weiterbildung in den kleinen von der in großen innovativen Unternehmen unterscheidet, hat das Statistische Bundesamt nun in der vierten europäischen Erhebung zur beruflichen Weiterbildung in Unternehmen analysiert. Sie beruht allerdings auf Zahlen aus dem Jahr 2010.

Unstrukturierte Weiterbildung bei kleinen innovativen Unternehmen

Ein deutlicher Unterschied zeigt sich schon in der Prozentzahl der Mitarbeiter, die jährlich in den Genuss einer Fortbildung kommen: Während große innovative Unternehmen fast 100 Prozent ihrer Mitarbeiter weiterbilden, sind es bei den kleinen nur 86 Prozent. Weniger häufig boten die Kleinen sowohl klassische Lehrveranstaltungen als auch andere Formen der Personalentwicklung, wie etwa arbeitsplatznahe Weiterbildungen oder Informationsveranstaltungen, an.

Zudem stellten die Statistiker fest: Kleine innovative Unternehmen bilden ihre Mitarbeiter weniger strukturiert weiter als die größeren. So gibt es etwa in nur 21 Prozent der kleinen Unternehmen einen Weiterbildungsplan oder ein Weiterbildungsprogramm – anders als bei der Mehrheit (70 Prozent) der großen Unternehmen. Ein Strukturunterschied zeigt sich auch in der Personalfunktion: Während in 90 Prozent der großen Unternehmen eine bestimmte Person oder Organisationseinheit für die Weiterbildung verantwortlich ist, ist das nur in 64 Prozent der kleinen Unternehmen der Fall.

Reorganisation und Ausbildung statt Weiterbildung

Offenbar führen die schlechteren organisatorischen Voraussetzungen in den kleinen Unternehmen dazu, dass diese Personalentwicklung nur begrenzt dazu einsetzen, ihren Qualifikationsbedarf zu decken. Stattdessen greifen sie häufiger zur Strategie "rekrutieren statt qualifizieren": Zwei Drittel von ihnen geben an, das benötigte Fachwissen durch Neueinstellung qualifizierten Personals zu decken – und deshalb ihr Weiterbildungsangebot nicht weiter ausbauen.

Auch Reorganisationen sind für viele Kleine (64 Prozent) eine Strategie, interne Qualifikationen besser zu nutzen. Daneben bildet die Hälfte der kleinen Unternehmen (51 Prozent) Nachwuchskräfte im Betrieb aus, um damit ihren Bedarf an qualifiziertem Personal zu decken.

Weiterbildung zur Mitarbeiterbindung spielt kaum eine Rolle

Als Mittel der Mitarbeiterbindung – wie in vielen größeren Unternehmen – scheint die Weiterbildung bei den Kleinen kaum eine Rolle zu spielen. Das schließen die Autoren des Statistischen Bundesamts daraus, dass kleine Unternehmen im Gegensatz zu den großen kaum über ihren tatsächlichen Bedarf weiterbilden. Die Großen, so die Erkenntnis der Statistiker, berücksichtigten bei der Weiterbildung die generellen Kompetenzen ihrer Mitarbeiter – wie etwa Büro- und Verwaltungsfertigkeiten, IT-Kenntnisse und Fremdsprachen – in einem sehr viel höheren Umfang, als diese für die Unternehmensentwicklung relevant sind.