Management-Trends im Spiegel von Google

Täglich füttern Menschen die Suchmaschine Google mit Gedanken, Themen, Worten und Fragen. Diese Spuren verraten viel über die Suchenden aber auch über Trends und Moden - in unserem Fall über Management-Trends. Die HR-Beratung HRpepper hat einen Blick in die Köpfe der Google-Nutzer geworfen.

Mittels des mächtigen Werkzeuges „Google Trends“ haben wir analysiert, wie häufig typische (HR-)Managementbegriffe in den letzten zehn Jahren gesucht wurden. Der Fokus liegt dabei auf englischen Fachbegriffen in der Kategorie Unternehmen und Industrie. Der geografische Suchraum ist nicht regional eingeschränkt, sondern global.

Evergreens, Klassiker und Hits

Die Ergebnisse sind bemerkenswert. Werden diese in einem Quadrantensystem mit den Achsen Popularität des Begriffs (Suchvolumen) und der Achse Zeit (Kalenderjahre) dargestellt, zeigen sich deutliche Cluster (siehe Abbildung). Danach gibt es eine Vielzahl an Themen, die durchgängig über die letzten zehn Jahren gesucht werden. Je nach Suchaufkommen können diese mit den Etiketten „Evergreens“ (hohe Intensität) bzw. „Classics“ (geringere Intensität) bezeichnet werden. Daneben gibt es eine Gruppe jüngerer Begriffe, die mit dem Label „Hits“ zu charakterisieren sind. Diese sind erst im Laufe der letzten Jahre gesucht worden,. Der Jüngste unter ihnen – Industry 4.0 - erscheint bspw. erst seit dem Jahr 2015 auf dem Radar der Google Trends.

Die Evergreens: Leadership, Innovation, Talent Management

Werfen wir einen genaueren Blick auf die drei Gruppen: Die Evergreens, jene immergrünen Pflanzen oder im übertragenen Sinne frische, erfolgreiche oder beliebte Dinge, wurden im Vergleich zu anderen Begriffen sehr häufig und konstant im Verlauf der letzten zehn Jahre gegooglet. Leader der Evergreens ist – ganz seiner Bedeutung gerecht werdend - Leadership. Gefolgt von Innovation, Feedback, Coaching, Change Management, Transformation, Agile, Performance Management, Participation und Talent Management. Bei näherer Betrachtung der Trends zeigte sich, dass im Laufe der letzten zehn Jahre das Suchvolumen für Feedback und Agile deutlich zugenommen, das der restlichen hingegen abgenommen hat. Mit Ausnahme von Innovation und Talent Management, die einen in seiner Intensität konstanten Trend bilden.

Suchwort "Feedback" stark steigend

„Agile“, das Buzzword unserer Tage, ist somit schon deutlich länger ein Trendthema. Möglicherweise jedoch in anderen Kontexten wie beispielsweise der Softwarentwicklung und Programmierung. In Bezug auf Feedback ist es interessant, dass sein Suchvolumen im Vergleich zu Performance Management stark zugenommen hat und weiter steigt, während beide 2004 noch fast exakt gleich ausgeprägt waren. Ein möglicher Hinweis auf die zunehmende Bedeutsamkeit von Feedback in Unternehmen? Oder provokanter gefragt: Löst Feedback tradierte Talent und Performance Management-Konzepte in Organisationen ab?

Die Klassiker: Business Partner, Engagement, Employer Branding

Die Gruppe der Classics bilden konstante Trends, die im Vergleich zu den obigen Begriffen bis 2015 insgesamt weniger gesucht wurden. Schwellenbegriffe, zu den Evergreens aufschießende, sind New Work sowie Employee Engagement. Ihnen folgen Business Partner, Organizational Culture und Human Resource Development sowie Flexibility und Organizational Commitment und Employer Branding. Business Partner, Employee Engagement und Employer Branding mit zunehmendem, Organizational Culture und HRD mit abenehmendem sowie Organizational Commitment mit gleichbleibendem Suchaufkommen.

Disruption ist Trendwort 2015

Vor dem Hintergrund, dass „Disruption“ in Deutschland das Trendwort 2015 geworden ist, haben wir auch dieses in die Analyse miteinbezogen. Das Ergebnis ist ein wenig ernüchternd: Sein Suchvolumen nimmt zwar zu, insgesamt jedoch im Vergleich zu den zuvor aufgeführten Wörtern weniger stark. Überraschend ist auch, dass der Begriff "well-being" ein konstantes, jedoch recht niedriges Suchvolumen aufweist. Im Hinblick auf gegenwärtige Office-Trends wie psychische Entlastung, rückenschonende Schreibtischstühle, Yoga-Stunden oder der wöchentliche Obstkorb, überrascht dies ein wenig. Konstant, wenn auch vergleichsweise gering, wurden Shared Service, Workforce Planning und Self-organization gesucht.

Alle Begriffe der Rubrik Evergreens und Classics sind nachhaltige Trends. Auch wenn sie mit unterschiedlicher Intensität gesucht werden, sind sie seit Jahren populär. Es handelt sich somit nicht um die bekannten „neuen Säue, die durchs Dorf getrieben werden“. Vielmehr ist das Interesse an den Themen seit Jahren vorhanden. In welchem konkreten Kontext diese Begriffe jedoch gesucht werden, verrät Google Trends leider nicht.

Hits: Aufstrebende Begriffe wie Work-Life-Balance oder Design Thinking

In der letzten Gruppe sind die sogenannten Hits zusammengefasst. Jene aufstrebende Begriffe, die erst zur Mitte oder Ende des letzten Jahrzehnts im Google-Kosmos auftauchen. Dazu gehören Work-Life-Balance, Employee Experience und Design Thinking, gefolgt von Positive Psychology und Digitization. Diese Gruppe bildet Schwellentrends ab, die sich dem Suchvolumen der Classics annähern.

Die Exoten: Industrie 4.0, Candidate Experience, Cultural Fit

Besondere Exoten, die erst am Ende zwischen 2012 und 2015 erscheinen, stellen Industry 4.0, candidate experience und cultural fit dar. Es handelt sich um Phänomene, die erst in den letzten Jahren stark im Fachdiskurs aufgekommen sind.

Zwischen kurzfristigen Moden und nachhaltigen Trends

Was lässt sich zusammengefasst mit diesen Befunden anfangen?

  1. Viele der vermeintlichen Trendthemen sind schon länger am Markt als viele glauben.
  2. Viele der populären Begriffe verlieren zwar etwas an Aufmerksamkeit, werden jedoch nach wie vor mit hohem Volumen gesucht.
  3. Viele der Themen, die im Zusammenhang mit der Weiterentwicklung der Arbeitswelt hin zu einer stärkeren Mitarbeiterorientierung und Individualisierung gesehen werden, nehmen im Suchvolumen deutlich zu.
  4. Viele der neuen Trendthemen haben nach wie vor ein geringes Suchaufkommen.

Es bleibt dabei, zwischen kurzfristigen Moden und nachhaltigen Trends zu unterscheiden, bleibt herausfordernd. Eine gesunde Portion Skepsis ist immer angebracht. Die Zukunft wird zeigen, ob es sich bei den vielen Themen nur um „agile Säue“ und „fröhliches Bullshit“ handelt oder ob es ernstzunehmender Entwicklungen sind. Wir dürfen gespannt sein.


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