Industrie 4punkt0: Thema Digitalisierung oft unbekannt

Die Bundeskanzlerin hat das Thema auf ihrer Agenda, die breiten wie die fachspezifischen Medien auch: Industrie 4.0. Doch in der Arbeitswelt - dort wo sich der Wandel vollzieht - wissen viele nicht, was darunter zu verstehen ist. Auch Recruiter gehen auf das Thema noch wenig ein.

Laut einer Online-Umfrage des Jobportals Talerio unter 227 Studenten fühlt sich nicht einmal jeder zweite Student von seinem Studium gut auf die Anforderungen der Digitalisierung vorbereitet. Offenbar sind die Lehrpläne auf dieses Thema noch nicht eingestellt. Bei der Berufsausbildung sieht es nicht viel besser aus bei der Einbindung von Digitalisierungsthemen, wie Professor Arnold Picot von der Ludwigs-Maximilians-Universität München im Interview mit der Haufe Online-Redaktion kritisierte.

Arbeitnehmer wissen wenig von Digitalisierung

Kein Wunder also, dass auch die Arbeitnehmer offenbar nicht alle etwas mit dem Thema anfangen können. In der Umfrage "Einfluss des HR-Managements auf den Unternehmenserfolg" der Personalberatung Rochus Mummert sagen 56 Prozent der befragten Arbeitnehmer, dass sie nicht wissen, was sich hinter den Bezeichnungen Digitalisierung und Industrie 4.0 versteckt. Jeder dritte der 1.000 Umfrageteilnehmer räumt sogar ein, noch nie von den Begriffen gehört zu haben.

Führungskräfte kommunizieren nicht viel zu Industrie 4.0

Ein wichtiger Grund: Auch in den Chefetagen der Unternehmen herrscht auf diesem Feld noch viel Unsicherheit.  „Auch die Antworten der im Rahmen der Studie befragten Führungskräfte zeigen, dass derzeit nur jedes zweite Unternehmen die Digitalisierung wirklich auf der Agenda hat“, sagt Dr. Hans Schlipat, Studienleiter und Managing Partner der Rochus Mummert-Gruppe. In der Umfrage wurden zusätzlich auch etwa 70 HR-Führungskräfte befragt.

Entsprechend wenig wird das Thema Digitalisierung in Deutschlands Unternehmen auch gegenüber den Mitarbeitern kommuniziert. Nur 14 Prozent der befragten Arbeitnehmer, dass ihr Arbeitgeber schon damit begonnen hat, Digitalisierungs- beziehungsweise Industrie 4.0-Projekte zumindest teilweise umzusetzen.

Digitalisierungswissen ist nicht abhängig vom Alter

Die mögliche Annahme, die zu bewältigenden Veränderungen in der Arbeitswelt wären nur für ältere Mitarbeiter ein Problem und würden sich damit quasi in ein paar Jahren in Luft auflösen, könnte sich übrigens als gefährlicher Irrtum herausstellen. Wie die Rochus-Mummert-Umfrage belegt, ist der Wissensstand zum Thema Digitalisierung nahezu unabhängig vom Alter.

Industrie 4.0 kein Schlagwort in Stellenanzeigen

Auch im Recruiting spielt das Thema – oder zumindest das Schlagwort – Industrie 4.0 noch fast keine Rolle. Recruiting- und Personalmarketing-Verantwortliche scheinen den Begriff zu ignorieren, wie der aktuelle Arbeitsmarkt-Report der Dekra Akademie zeigt. Sie hat 352 Stellenanzeigen danach untersucht, ob die Kandidaten später Aufgaben übernehmen und Kompetenzen benötigen, die in Zusammenhang mit der Entwicklung hin zu einer digital vernetzten Produktion stehen. Das Ergebnis: Obwohl viele Unternehmen im Maschinenbau-Umfeld sich schon mit Industrie 4.0 beschäftigen, finden sich in den Aufgabenprofilen keine Hinweise darauf.

Dr. Peter Littig, Bildungspolitischer Berater der Geschäftsführung der Dekra Akademie zeigt sich aber zuversichtlich: „Mittlerweile fragen erste Arbeitgeber Bewerber danach, ob sie die Prinzipien einer digital vernetzten Produktion kennen. Darüber hinaus werden bestimmte Soft Skills wichtiger, denn lernfähige und kreative Mitarbeiter sind definitiv ein Wettbewerbsfaktor. Das gilt zwar nicht erst seit heute, gewinnt aber massiv an Bedeutung, da sich die Rahmenbedingungen immer schneller verändern.“

 

Auch diese Beiträge könnten Sie interessieren:

- HR traut sich die Digitalisierung noch nicht zu

- Die digitale Inkompetenz der Recruiter 

- Interview: "Die Digitalisierung der Arbeitswelt mitgestalten" 

- Warum nun alle über Arbeiten 4.0 sprechen​​​​​​​