HR-Verbände zum Koalitionsvertrag 2014: Stellungnahme BPM

HR-Verbände können die Regierungsvorhaben aus dem Koalitionsvertrag noch beeinflussen, wenn sie sich jetzt an die Politik wenden. Das Personalmagazin hat den Vorsitzenden des Bundesverbands der Personalmanager, Joachim Sauer, gefragt, wo es Ansatzpunkte gibt.

personalmagazin: Wie bewerten Sie den Koalitionsvertrag im Hinblick auf die zukunftsorientierte Ausgestaltung der Arbeitswelt?

Joachim Sauer: Als Verband kommen wir zu einem gespaltenen Urteil. Der Koalitionsvertrag stellt nur zum Teil die richtigen Weichen für die Zukunft. Das lässt sich anhand von zwei Beispielen illustrieren: Der zunehmenden Globalisierung und Digitalisierung in der Arbeitswelt soll mit einer Reform des Beschäftigtendatenschutzes begegnet werden. Hier wurden die Zeichen der Zeit erkannt. Auf der anderen Seite ist geplant, die Rente mit 63 für einen Teil der Arbeitnehmer einzuführen – vor dem Hintergrund des demografischen Wandels. Hier werden die Realitäten verkannt.

personalmagazin: Wo sehen Sie die größten Chancen, die der Vertrag dem Personalmanagement eröffnet?

Sauer: Der Koalitionsvertrag eröffnet dem Personalmanagement umfangreiche Möglichkeiten, die Unternehmenspolitik mitzubestimmen. Ob Frauenquote, Teilzeit oder Zeitarbeit – eine Vielzahl der diskutierten Themen liegt im Verantwortungsbereich von HR. Personaler sind nun allerdings auch gefordert, ihren Einfluss geltend zu machen.

personalmagazin: Wo sehen Sie die größten Schwierigkeiten, die auf das Personalmanagement der Unternehmen zukommen?

Sauer: Darin, dass so viele HR-relevante Themen auf der aktuellen politischen Agenda stehen, liegt auch eine Gefahr: die der Überregulierung. Der Gestaltungsspielraum des Personalmanagements darf nicht übermäßig beschränkt werden. Ganz konkrete Umsetzungsprobleme können sich bei der Frauenquote oder dem geplanten Rechtsanspruch auf Teilzeit ergeben.

personalmagazin: Worauf muss die Regierung bei der Umsetzung in gesetz­liche Regelungen besonderes Augenmerk legen?

Sauer: Oft wird übersehen, dass Gesetze nicht das einzige politische Gestaltungsmittel sind. Nicht alles kann bis ins kleinste Detail durchreguliert werden. Eine Anti-Stress-Verordnung wird psychische Belastungen in der Arbeitswelt beispielsweise nicht einfach abstellen können. Hier sind Aufklärung und Anreize für individuelle Verhaltensänderungen viel zielführender.

personalmagazin: Welche Erwartungen haben Sie an die Amtsführung der künftigen Arbeitsministerin?

Sauer: Mit Andrea Nahles besetzt eine erfahrene, gut vernetzte Politikerin eines der Schlüsselressorts. Ich erwarte, dass sie zahlreiche inhaltliche Akzente setzen wird und innerhalb der Bundesregierung beharrlich für ihre Standpunkte eintritt. Ich gehe davon aus, dass wir an die gute Zusammenarbeit mit Ursula von der Leyen anknüpfen können.

Hinweis: Eine Analyse der Verbandsstellungnahmen sowie alle Antworten in der Übersicht finden Sie im  Personalmagazin, Ausgabe 03-2014.

Personalmagazin, Ausgabe 03-2014
Schlagworte zum Thema:  Koalitionsvertrag, HR-Management