Sie sind maximal 18 Minuten lang, drehen sich um ein eng abgestecktes Thema und emotionalisieren: Ted Talks gewinnen immer mehr Fans, auch HR-Themen wie "Engagement", "Motivation" und "Leadership" spielen darin zunehmend eine Rolle. Was ist dran an den Impulsvorträgen – und wie kann HR sie nutzen?

Stolze 1,3 Millionen Klicks: Das ist der aktuelle Stand beim Ted Talk zum Thema "Die überraschende Arbeitskräftekrise 2030 – und wie wir jetzt mit der Lösung beginnen können", den Rainer Strack vom Beratungsunternehmen BCG vor einem Jahr gehalten hat. Damit ist der knapp 13 Minuten lange Vortrag ein Beispiel dafür, wie sich auch ernste HR-Themen wie der Fachkräftemangel mit einem ansprechenden Format massentauglich und unterhaltsam verpacken lassen – und dem Publikum dabei sogar hin und wieder ein Lachen entlocken können.

Die Tatsache, dass sich Ted Talks hierzulande immer größerer Beliebtheit erfreuen und immer mehr Ableger der Ted-Konferenzen stattfinden, haben wir zum Anlass genommen, einen Blick auf das Format und dessen Einsatzmöglichkeiten zu werfen: Wo kommt es her? Was steckt dahinter? Wie funktioniert’s? Wie kann HR das Format nutzen?

Themen wie Engagement, Motivation und Leadership

Zunächst ein Blick hinter die drei Buchstaben des Formats: "Ted" steht ursprünglich für "Technology, Entertainment, Design". Doch längst drehen sich Ted Talks, die wohl am besten als emotionalisierende Impulsvorträge beschrieben werden können, nicht mehr nur um technische Themen. Auch Kernthemen des HR-Bereichs wie etwa Engagement, Motivation und Leadership sind bereits gern besprochene Themen auf den Ted-Bühnen der Welt.

Das Format ist jedoch bei weitem nicht neu: Bereits 1984 fand die erste Ted-Konferenz in den USA statt. Der Inititiator Ted ist eine US-amerikanische Non-Profit-Organisation, die sich dem Motto "Ideas worth spreading" verschrieben hat – also Ideen, die es wert sind verbreitet zu werden.

Nach Anlaufschwierigkeiten rasant verbreitet

Nach Anlaufschwierigkeiten in den ersten Jahren haben sich nicht nur die Ideen, sondern auch die Ted-Veranstaltungen ab Beginn der 1990er Jahre rasant verbreitet. Auf www.ted.com stehen aktuell zahlreiche Vorträge mit Untertiteln in bis zu 81 Sprachen kostenfrei zur Verfügung; der Spitzenreiter – ein Vortrag zur Frage, ob Schulen Kreativitätskiller sind – ist mehr als 35 Millionen Mal geklickt worden.

Und auch auf Youtube finden sich zahlreiche Ted Talks und Ted-artige Vorträge – letztere sind Vorträge, die zwar im Ted-Stil gehalten werden, aber nicht im Umfeld einer Ted-Konferenz oder der Konferenz eines Lizenznehmers entstanden sind. Diese Ableger, die sogenannten "Ted-X"-Konferenzen, werden inzwischen überall auf der Welt von lokalen Lizenznehmern veranstaltet.

Zehn Regeln für gute Ted Talks

Auf all diesen Veranstaltungen gilt: Vorträge im Ted-Stil gehorchen bestimmten Regeln. Aber was genau macht einen Ted Talk zu einem Ted Talk? Das Konzept ist prinzipiell recht einfach: Der Redner steht auf der kaum dekorierten Bühne und redet maximal 18 Minuten lang über ein eng abgestecktes Thema. Ohne Spezialeffekte soll er das Publikum emotionalisieren und begeistern.

Was dann auf der Bühne so leicht wirkt, bedarf aber einiger Vorbereitung. Dabei helfen können einige Regeln, die der Berater Stephan Balzer von der Red Onion GmbH verfasst hat:

Starten Sie mit einer großen Idee.
Zeigen Sie Ihr wahres Ich.
Legen Sie den Fokus auf eine Kernaussage oder Idee.
Denken Sie an das Ende, bevor Sie anfangen.
Treten Sie mit den Emotionen der Zuhörer in Verbindung.
Machen Sie das Komplexe einfach.
Machen Sie keine Ego-Show.
Lesen Sie Ihren Vortrag nicht ab.
Halten Sie sich an Ihr Zeitlimit.
Üben Sie, üben Sie, üben Sie.


Eine augenzwinkernde Antwort auf die Frage, was das Ted-Format ausmacht, gibt der US-Amerikaner Will Stephen in seinem Ted Talk mit dem sprechenden Titel "Wie man in einem Ted-X-Talk clever wirkt": In seinem Ted Talk über Ted Talks zeigt er, wie in einem solchen Vortrag Argumente aufgebaut werden und mit welcher Gestik, Mimik und Intonation die Ted-Redner ihre Vorträge gerne begleiten – bis hin zum nicht ganz ernst gemeinten Vorschlag, sich eine Brille ohne Gläser auf die Nase zu setzen, um an wichtigen Stellen mit dem Gestell herumfuchteln zu können. 

Wer es gern etwas ernster mag, kann sich einen  Ted-X-Talk von Chris Anderson anschauen, in dem es um die Frage geht, was einen guten Vortrag gut macht.

Ted Talks in Personalentwicklung und Employer Branding

Da sich inhaltlich und methodisch einige Brücken zwischen Ted Talks und HR-Arbeit schlagen lassen, sind einige findige Personaler und Berater sind in der Zwischenzeit schon auf die Idee gekommen, die 18-Minüter in der Personalentwicklung einzusetzen. Die Verlagsgruppe Wiley etwa stellt  auf ihrer Website Ted Talks zu verschiedenen Themenfeldern zur Verfügung, Lernmaterialien ergänzen diese zu kompletten Kursen.


Andere Unternehmen gehen noch einen Schritt weiter und machen sich Vorträge im Ted-Stil auch methodisch zunutze: Ihre Manager sollen selbst lernen, Vorträge nach den Regeln der Ted-Kunst zu halten, um ihre Leadership-Fähigkeiten zu erweitern und ihre Mitarbeiter zu inspirieren.

Frank Edelkraut, Geschäftsführer der Mentus GmbH, sieht in Ted Talks einen dreifachen Nutzen: Sie könnten Mitarbeiter und Führungskräfte erstens inhaltlich und zweitens methodisch weiterbilden – und drittens im internen und externen Employer Branding eingesetzt werden.

"Der Lernexperte John Erpenbeck hat gesagt: Jeder Lernprozess beginnt mit einer emotionalen Labilisierung", sagt Edelkraut, der in Bootcamps Manager in der Kunst des Ted Talks schult, im Interview mit dem Personalmagazin. "Dafür ist Ted gut geeignet. Und so funktioniert ja auch gutes Leadership", so das Fazit des Beraters. (Mehr dazu lesen Sie in Ausgabe 01/2015 des Personalmagazins.)


Video-Tipps:

(zu allen englischsprachigen Talks stehen deutsche Untertitel zur Verfügung)


Termin-Tipp:

Eine Ted-X-Konferenz zum Thema "Leadership in einer komplexen Welt" findet am 3. November in Berlin statt. Als Speaker werden unter anderem erwartet: Hermann Arnold, Mitbegründer von Haufe-Umantis, Siemens-Personalchefin und -Arbeitsdirektorin Janina Kugel und Amel Karboul, Generalsekretärin des MEF (Maghreb Economic Forum) und die ehemalige tunesische Tourismus-Ministerin.

Weitere Informationen zur Veranstaltung finden Sie unter  www.tedxberlin.de.