Gallup-Studie: Innerliche Kündigungen auf niedrigem Stand

Die diesjährige Gallup-Studie zeigt: Der Anteil der Mitarbeiter mit niedriger Bindung an den Arbeitgeber stabilisiert sich in diesem Jahr bei 15 Prozent – nachdem er im vergangenen Jahr signifikant gesunken war. Schwerpunkt der diesjährigen Befragung ist das Thema "Führung".

Über viele Jahre gaben die Ergebnisse der jährlichen Gallup-Studie Anlass zu Schreckensmeldungen: Bis zu einem Viertel der Mitarbeiter, so etwa das Ergebnis der Befragung aus dem Jahr 2013, hätten schon innerlich gekündigt. In den Jahren davor lag der Wert ebenfalls jeweils zwischen einem Fünftel und einem Viertel: 2012 hätten demnach schon 23 Prozent innerlich gekündigt, 2011 immerhin 21 Prozent.

Im vergangenen Jahr brachte die Befragung eine Überraschung: Der Anteil der innerlichen Kündigungen sank deutlich auf 17 Prozent. Das Ergebnis der diesjährigen Studie zeigt, dass sich der Anteil der Mitarbeiter mit geringer Bindung ans Unternehmen auf diesem Niveau stabilisiert und sogar noch leicht verringert hat: Nur noch 15 Prozent hätten demnach innerlich gekündigt. Dies sei der niedrigsten Wert seit 2001, als die Erhebung zum ersten Mal durchgeführt wurde, teilte das Beratungsunternehmen am Dienstag mit.

Ebenfalls 15 Prozent der Mitarbeiter sind demnach Feuer und Flamme für ihren Job. Die große Mehrheit von 70 Prozent der Beschäftigten leistet nach der repräsentativen Umfrage Dienst nach Vorschrift.

Eine kürzlich veröffentlichte Befragung von Towers Watson unter 1.000 deutschen Arbeitnehmern kommt in diesem Punkt hingegen zu einem anderen Ergebnis: Der Studie des Unternehmensberaters zufolge leisten in Deutschland "nur" 47 Prozent der Arbeitnehmer Dienst nach Vorschrift.

Der Proto-Chef: männlich, 45, zehn Jahre Führungserfahrung

Dass der Prozentsatz derer, die bereits innerlich gekündigt haben, in diesem Jahr wiederum gesunken ist, erklärt  Studienautor Marco Nink, Senior Practice Consultant bei Gallup, mit dem Fachkräftemangel. Dieser sorge dafür, dass sich die Unternehmen besser um gute Führung und Arbeitsbedingungen kümmerten.

Das Thema "Führung" war denn auch Schwerpunkt der diesjährigen Befragung. In diesem Zusammenhang haben sich die Studienautoren unter anderem mit der Frage beschäftigt, wie der typische Vorgesetzte aussieht. Das Ergebnis: Die durchschnittliche Führungskraft ist 45,8 Jahre alt, männlich (75 Prozent), arbeitet Vollzeit (87 Prozent), verfügt als formale Bildung mindestens über einen Realschulabschluss (88 Prozent) und hat im Schnitt 9,7 Jahre Führungserfahrung. Die Mehrheit (52 Prozent) der Vorgesetzten führt weniger als zehn Mitarbeiter. Die durchschnittliche Wochenarbeitszeit von Führungskräften liegt bei 43,3 Stunden pro Woche.

Jeder Vierte hat schon wegen eines Chefs gekündigt

In die Führungsposition befördert wurden die meisten von ihnen auf Grundlage ihrer Fachkompetenz (47 Prozent) und Erfahrung (51 Prozent). Diese Auswahlkriterien halten die Studienautoren jedoch für problematisch. "Verschiedene Gallup-Studien haben ergeben, dass nur ein geringer Teil der Menschen für eine Führungsposition geeignet ist", sagt Nink. "Erfahrungen und fachliche Kompetenzen sind zwar von Vorteil für eine Position als Führungskraft, dennoch ersetzen sie nicht das nötige Talent."

Das quittieren manche Mitarbeiter offenbar damit, dass sie sich anderweitig nach Alternativen umsehen: Ein Viertel der befragten Arbeitnehmer hat der Studie zufolge schon einmal seine Arbeitsstelle wegen eines Vorgesetzten gekündigt, um das eigene Wohlbefinden zu verbessern. 19 Prozent der Mitarbeiter, die in die Gruppe derer eingeordnet wurden, die innerlich gekündigt haben, sind demnach aktiv auf der Suche nach einem neuen Arbeitsplatz.

Über die Befragung

Den "Engagement Index" ermittelt das Beratungsunternehmen Gallup seit dem Jahr 2001 jährlich. Für die diesjährige Ausgabe, den "Engagement Index 2014", befragten die Studienautoren im vergangenen Jahr 2.034 Arbeitnehmer telefonisch. Der dafür verwendete Fragenkatalog besteht aus zwölf Fragen zu Arbeitsplatz und -umfeld. Aufgrund der Befragungsergebnisse ordnen die Autoren die Teilnehmer in drei Gruppen ein: Arbeitnehmer mit hoher, geringer und ohne emotionale Bindung an  den Arbeitgeber.

dpa