Azubi-Recruiting: Recruiter fischen in  bekannten Gewässern

Ein Großteil der Ausbildungsbetriebe geht laut einer DGFP-Studie davon aus, dass das Rekrutieren von Azubis künftig noch schwerer wird. Es zeigt sich allerdings auch, dass die Recruiter nach wie vor noch wenig darauf setzen, alternative Bewerber wie Leistungsschwächere oder Studienabbrecher anzusprechen.

Viele Betriebe stehen jedes Jahr vor Beginn des Ausbildungsjahrs vor der Schwierigkeit, passende Bewerber für ihre Azubi-Stellen zu finden. Laut der Studie  "Zukunft der Berufsausbildung", für die die Deutsche Gesellschaft für Personalführung (DGFP) 143 Ausbildungsverantwortliche befragt hat, kämpft aktuell jedes zweite Unternehmen mit diesem Problem. Für die Zukunft malen die befragten Ausbilder ein noch düstereres Bild: 90 Prozent von ihnen gehen davon aus, dass es künftig noch schwerer wird, die passenden Azubis zu finden.

Doch die Befragung zeigt auch: Noch weiten die Recruiter ihre Azubi-Suche nicht ausreichend auf alternative Zielgruppen aus, etwa auf leistungsschwache Schüler, Ausbildungs- und Studienabbrecher.

Ausbilder müssen Azubi-Potenzial besser nutzen

Die Ausbildungsbetriebe werden jedoch wohl nicht umhin kommen, diese Bewerbergruppen für die Zukunft zu erschließen. Denn auch mit der Qualität der aktuellen Bewerber zeigen sich bislang die wenigsten zufrieden: 80 Prozent der befragten Ausbilder beklagen sich über mangelnde Qualifikationen der Jugendlichen.

Experten machen sich schon länger dafür stark, auch leistungsschwächere und andere alternative Bewerbergruppen wie Studienabbrecher in die Ausbildung zu integrieren. In der Theorie scheinen die von der DGFP befragten Personaler auch vom Potenzial dieser alternativen Bewerbergruppen überzeugt zu sein. Offenbar hapert es aber noch daran, dieses Potenzial für den Ausbildungsbetrieb nutzbar zu machen.

Damit dies gelingt, können Unternehmen eine Reihe von Fördermaßnahmen wie ausbildungsbegleitende Hilfen nutzen, die die Leistungsdefizite schwächerer Bewerber und Azubis ausgleichen können. Dazu können Ausbilder etwa mit externen Ausbildungsträgern kooperieren, die insbesondere KMU unterstützen.

Hier setzt auch die Initiative "Betriebliche Ausbildung hat Vorfahrt" an: Sie sieht vor, dass alle Auszubildenden, die diese benötigen, ausbildungsbegleitende Hilfen erhalten sollen – nicht nur Jugendliche mit Lernschwierigkeiten oder sozial Benachteiligte.

Daneben können Jugendliche in Betrieben noch vor Beginn und während der gesamten Ausbildungszeit mit dem Förderungsinstrument "Assistierte Ausbildung" begleitet werden. Ein Beispiel für eine Initiative der Assistierten Ausbildung ist "Vera", bei der Senioren ehrenamtlich Azubis coachen.

Heuer: Berufsausbildung mit Kreativität attraktiver machen

Auch die Studienautoren von der DGFP raten unbedingt dazu, Jugendliche mit mangelnden Qualifikationen für die Berufsausbildung zu befähigen. "In Anbetracht des zunehmenden Fachkräftemangels müssten sich Unternehmen viel stärker den ungenutzten Potenzialen auf dem Ausbildungsmarkt widmen und Jugendlichen mit schlechteren Ausgangsvoraussetzungen eine Chance geben. Dies ist eine Win-Win-Situation für Unternehmen, Jugendliche und natürlich für die Gesellschaft", kommentiert DGFP-Geschäftsführerin Katharina Heuer die Studienergebnisse. Schwache Schüler seien zwar zum Teil intensiver in der Betreuung, aber mit dem Berufsabschluss hoch motivierte, engagierte und loyale Mitarbeiter – denn sie wollten dem Unternehmen etwas zurückgeben, so Heuer.

Bei der Präsentation der Studienergebnisse auf der 10. Jahrestagung Berufsausbildung Anfang März betonte Heuer, Unternehmen seien mit Kreativität und Tatendrang gefordert, die Attraktivität der dualen Berufsausbildung insbesondere im Vergleich zum Studium nachhaltig zu steigern.

Hier setzt auch die neugegründete Allianz für Aus- und Weiterbildung an: Sie soll die duale Berufsausbildung in Deutschland stärken und für die Gleichwertigkeit der betrieblichen und akademischen Ausbildung werben. Um dies zu erreichen, soll künftig auch an Gymnasien noch stärker über die duale Ausbildung als gleichwertige Alternative zum Studium informiert werden.

Die kompletten Ergebnisse der DGFP-Studie können Sie unter www.dgfp.de/studien herunterladen.

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