Baugruppe setzt bei Mehrgenerationenhaus auf Holz

Gemeinschaftliches Bauen ist im Trend: Viele Menschen wollen in aktiver Nachbarschaft und zugleich unabhängig wohnen und leben. Für eine Baugruppe, die ihr Gebäude "Buntes Haus" nennt, sind nun auf einem Lückengrundstück in Bad Salzuflen neun individuell gestaltete Mietwohnungen mit 47 bis 109 Quadratmetern entstanden.

In dem von der Gruppe zusammen mit Architekt und Bauherr geplanten Gebäude gibt es gemeinschaftlich genutzte Räume, eine straßenseitige Terrasse für alle, offene Gartenflächen und sogar eine kleine Einheit für Gäste, in der bis zu vier Personen übernachten können.
Die kreativen Teamplayer treffen sich alle zwei Wochen, um auch über zukünftige Aktivitäten zu beraten, beispielsweise die Einrichtung eines Car-Sharings mit einem PKW.

"Wir konnten bereits in der Planungsphase enorm viel Einfluss ausüben," berichtet einer der Initiatoren. "Das war uns wichtig: vor allem die Lage, die Größe, der Zuschnitt, die Ausstattung und natürlich die bauliche Qualität. Hinzu kamen Details wie Farbgestaltung, Fensterformen und Freiflächengestaltung." Alles wurde gemeinsam entschieden. Der beauftragte Architekt Heinrich Hinsenhofen brachte die vielen Vorstellungen von Anfang an unter einen Hut. In puncto Qualität standen auf der Zutatenliste der zukünftigen Bewohner an erster Stelle: wohngesundes Bauen, Langlebigkeit und Nachhaltigkeit. Auch die Kosten mussten in einem sinnvollen Rahmen bleiben. So entschied man sich schließlich für die nachhaltige Holzrahmenbauweise und damit für Energieeffizienz. Das ebene Baulückengrundstück wurde auf Grundlage eines B-Planes maximal ausgenutzt. Die hier verwendete elementierte Holzsystembauweise ermöglicht zukünftig jederzeit veränderbare Räume und Raumnutzungen. Die 1- bis 2-Personen-Wohnungen sind beispielsweise mit alternativen Anschlüssen für Kücheneinrichtung ausgestattet. Einige Wände in den Wohn- und Schlafbereichen können nach einem Mieterwechsel demontiert werden. So ist es möglich, die Wohneinheiten an sich wandelde Bedürfnisse der Bewohner anzupassen. Dabei ist die Barrierefreiheit durchgängig möglich.

Moderner Holzrahmenbau – ökologisch und gesund

Die ökologische Holzbauweise punktet hier als Plus-Energie-Gebäude im Passivhausstandard. Markantes Merkmal des Gebäudes ist die hoch wärmegedämmte Gebäudehülle aus heimischen Hölzern wie Fichte und Tanne. Dabei legten die Beteiligten Wert auf ein qualifiziertes Konzept für Brandschutz, Wärmeschutz und Schallschutz, das zudem durch besondere Ausführung in Bezug auf Reinigung und Instandsetzung realisiert wurde. Die gesamte Baukonstruktion über dem Kellergeschoss aus Beton ließ man in der Manufaktur Schulze vorfertigen und auf der Baustelle binnen drei Wochen montieren. Es handelt sich um eine Holzmischbauweise mit Außenwänden in Holztafelbauweise kombiniert mit Wänden und Decken aus Brettsperrholz als massive tragende Innenbauteile für die statische Sicherheit.

Die Decken – aus 20 Zentimeter dicken massiven Brettsperrholzplatten – sind auf der Unterseite sichtbar geblieben. Für die Dachdeckung nutzte man ein Klip-Tec-System aus verschraubten Stahlblechelementen. Sämtliche Bauteile und Ausbaustoffe sind demontierbar und recycelbar.

Ergänzt wird das Baumaterial durch den passenden Dämmstoff aus einer dickschichtigen Holzweichfaserplatte (Gutex Thermowall). Die Dämmschicht kommt im Dach, in den Decken und Wänden zum Einsatz, ergänzt durch Mineralfaserplatten mit WLG 032. Moderne Energiesparfenster mit 3-facher Wärmeschutzverglasung rund das Bild ab. "Auch im Sommer haben wir in diesem Gebäude ein ausgeglichenes Raumklima", so der Architekt. "Die spezifische Wärmespeicherfähigkeit von Dämmstoffen aus Holz und Holzfasern ist enorm. Dank seines ausgeprägten hygroskopischen Verhaltens ist Holz ein Feuchtepuffer, der sich positiv auf das Raumklima auswirkt."

Gebäudetechnik: hoher Wohnkomfort – geringe Energiekosten

Die thermische Solaranlage mit einer effektiven Fläche von 18,4 Quadratmetern liefert die nötige Energie für Heizung und warmes Wasser. Wenn die Sonne mehrere Tage nicht scheint, produziert ein kleines Gas-Brennwertgerät den Restwärmebedarf für die neun Wohnungen. Durch die Passivhaus-Gebäudehülle gibt es noch einen weiteren ökologischen Vorteil: Der Restwärmebedarf – ohne Warmwasserbereitung – beträgt im Durchschnitt nur 9.420 kWh/a. Eine aufgeständerte Photovoltaikanlage mit einer Nennleistung von 15 kW und einem durchschnittlichen Jahresertrag von 12.000 kWh macht aus dem Gesamtprojekt ein Plus-Energie-Haus. Das Gebäude erzeugt mehr Energie, als es verbraucht. Jede Wohnung ist ausgestattet mit einer individuell steuerbaren Be- und Entlüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung (WRG).

Eva Mittner