Die Digitalisierung hat einen signifikanten Einfluss auf die Unternehmenssteuerung. Zur Eröffnung des Stuttgarter Controller-Forums präsentierte Dr. Uwe Michel 10 Thesen über neue Herausforderungen und zukünftige Erfolgsfaktoren des Controllings.

4 Faktoren als Voraussetzung

Warum wird „Digitalisierung“ gerade jetzt zum Thema? Zur Begrüßung der über 200 Teilnehmer erläuterte Dr. Uwe Michel, Vorstandsmitglied und CFO der Horváth AG, die Hintergründe für diese Entwicklung. Danach treffen derzeit vier Phänomene zusammen: Social Media, das Internet der Dinge, die zunehmende Vernetzung und eine immer leistungsfähigere IT.

Die Aktivitäten im Social-Media-Bereich sowie die Daten von Sensoren aus dem „Internet der Dinge“ und der globalen Vernetzung sorgen für ein exponentiell wachsendes Datenvolumen. Und die immer leistungsfähigere IT ermöglicht deren schnelle Verarbeitung und Auswertung.

10 Thesen zum Einfluss der Digitalisierung auf Unternehmenssteuerung und Controlling

Nach den Gründen erklärte Dr. Michel die Konsequenzen der Digitalisierung, die er in 10 Thesen formulierte (s. Abb. 1 in der Bilderserie):

Paradigmenwechsel in der Steuerung
Predictive-Modelle erstellen Forecasts in hoher Qualität als Basis für Managemententscheidungen. Sie sind somit wichtiger als vergangenheitsbezogene Abweichungsanalysen. Der Mensch muss die richtigen Ausgangsfragen für die Gestaltung der Modelle stellen und die Validität der Ergebnisse überprüfen.

Quantifizierte Business- und Treibermodelle bilden das Fundament der neuen Steuerung
Treibermodelle bilden zukünftig den Dreh- und Angelpunkt von Planung und Steuerung. Entscheidend ist dabei die realitätsgetreue Gestaltung des Modells. Die Konzentration auf wichtige Treiber erhöht die Transparenz und vereinfacht die Bildung von Szenarien.

Steuerungszyklen und Optimierungen
Die operative Unternehmenssteuerung erfolgt agil und greift auf Istdaten in real time zurück.

Automatisierte und funktionsübergreifende Steuerung
Durch das größere zur Verfügung stehende Datenvolumen können Steuerungsinformationen differenzierter und schneller gewonnen werden – vorausgesetzt, die Modelle und Algorithmen sind korrekt gebildet.

Integrierte Steuerung
Es werden Daten aus unternehmens- und wertschöpfungskettenübergreifenden Prozessen genutzt.

Datenanalytik
Für dieses eigenständige Kompetenzfeld werden mathematisch-statistische Fähigkeiten benötigt, um die neuen Unternehmensmodelle „mit dem nötigen Tiefgang“ korrekt abzubilden.

Finanzfunktion
Die Controller agieren stärker als Business Partner: Sie müssen die richtigen Fragen stellen, Ergebnisse der Forecasts validieren und die Optimierung antriggern. Die Organisation der Daten in quantitativen Modellen verlagert sich auf das neue Kompetenzprofil der Data Scientists.

Steuerung mit Wahrscheinlichkeiten
Informationsprozesse mit Ausgangsdaten und Modellgestaltung bestimmen die Qualität der Entscheidungen.

Datenverfügbarkeit
Interne und externe Daten in größter Detailtiefe können für die Steuerung nutzbar gemacht werden.

Starke zentrale Governance
Um eine Gesamtoptimierung zu erreichen, ist eine konsistente Steuerung unverzichtbar. Hierzu sind Fragen zur Unternehmensethik zu klären und zentrale Regelungen zu Datenquellen, Datenstruktur und Datensicherheit zu treffen, um ein Informations- und Datenchaos zu vermeiden.

Diesen Herausforderungen, so Dr. Michel in seinem Fazit, könne man nicht aus dem Stand heraus gerecht werden. Hierzu ist eine sorgfältig erarbeitete Strategie nötig.

Über Höhepunkte des Stuttgarter Controller-Forums berichten wir in den nächsten Tagen in einer neuen Serie. Dazu zählen unter anderem die Verleitung des Green-Controlling-Preises und des Péter-Horváth-Preises.

Hier geht's zur Bilderserie "Einfluss der Digitalisierung auf die Unternehmenssteuerung"

Schlagworte zum Thema:  Best Practices, Digitalisierung