Männer zwischen Erwerbstätigkeit und Pflege

Früher waren es fast nur die Frauen – Mütter, Ehefrauen, Schwestern, Töchter oder Schwiegertöchter –, die zu Hause die Pflege übernommen haben. Heute sind es vermehrt auch Männer. Und diese gehen meist weiter ihrer Erwerbstätigkeit nach.

In Deutschland gibt es etwa 2,5  Mio. Pflegebedürftige. 70 % davon werden zu Hause gepflegt, meistens von Angehörigen. Die Zahl der pflegenden Söhne hat sich seit 1998 verdoppelt. 28 % der Hauptpflegepersonen im Jahr 2010 waren männlich.

Im Forschungsprojekt Männer zwischen Erwerbstätigkeit und Pflege (MÄNNEP) wurde zwischen 2013 und 2015 u. a. untersucht, wie Männer mit der Situation umgehen, worunter sie leiden und was ihnen hilft. Befragt wurden dafür 37 pflegende Söhne.

Die meisten pflegenden Männer arbeiten weiter in Vollzeit

Mehr als die Hälfte der 37 Studienteilnehmer sind Hauptpflegende.

  • 30 von ihnen arbeiten weiter in Vollzeit.
  • 15 der Hauptpflegenden leisten pro Woche mindestens 14 Stunden Pflege-, Versorgungs- und Betreuungsarbeit. Sie kümmern sich um Körperpflege, Begleitung zum Arzt oder zu Behörden, Einkäufe u. Ä.
  • 26 sagen, sie hätten keine Probleme mit der Vereinbarkeit von Pflege und Erwerbstätigkeit.

Pflegende Männer wenden andere Strategien an als pflegende Frauen

Für viele der befragten Männer steht die Erwerbstätigkeit weiter im Mittelpunkt. Sie planen die Pflege um den Beruf herum. Oft greifen sie dafür auf die Hilfe von Pflegedienst, Verwandten und der Partnerin zurück.

Das macht pflegenden Männer besonders zu schaffen

Unternehmen, die sehr leistungsorientiert sind, tolerieren flexible oder reduzierte Arbeitszeiten oder Vertrauensarbeitszeit eher seltener. Davon sind Frauen wie Männer betroffen. Ist in der Unternehmenskultur zudem ein traditionelles Geschlechterbild vorhanden, wirkt sich das vor allem auf pflegende Männer negativ aus.

Einem älteren, konservativen Chef fällt es schwerer zu akzeptieren, dass sich einer seiner männlichen Mitarbeiter um die Pflege von Angehörigen kümmert. Schwierig können allerdings auch sehr junge Führungskräfte sein, die selbst mit dem Thema noch nicht in Kontakt gekommen sind.

Wer pflegt hat kaum Freizeit und Erholung

Das Engagement der pflegenden Männer darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass viele Befragten auch äußerten, dass sie unter

  • den großen Belastungen,
  • der mangelnde Erholung und
  • der wenigen Freizeit leiden.  

Pflegende Mitarbeiter - so kann das Unternehmen unterstützen

Die Angebote können ganz unterschiedlich sein. Bei den untersuchten Unternehmen reichen sie von

  • informellen Absprachen,
  • flexiblen Arbeitszeiten,
  • Informationsveranstaltungen zum Thema Pflege,
  • Schulungen von Führungskräfte bis hin zum
  • Vermitteln von Ansprechpartnern und Hilfsorganisationen.