Depressionen: Tipps für Kollegen

23 % der Deutschen erkranken im Laufe ihres Lebens an einer Depression. Häufig ist dies den Betroffenen selbst, aber auch Angehörigen und Kollegen gar nicht bewusst. Denn die meisten wissen nur wenig über Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten Bescheid.

Depressive Erkrankungen sind stark Tabu-behaftet. Experten schätzen, dass nur rund 10 % der Menschen, die an einer Depression erkrankt sind, eine adäquate Therapie bekommen. Doch übersehen und verdrängt kann aus einer Depression eine schwere Krankheit werden. Richtig behandelt sind die Heilungschancen jedoch gut. Doch woran erkennt man eine depressive Erkrankung und welche Behandlungen helfen?

Nur ein Durchhänger oder schon eine Depression?

Es ist schwer zu erkennen, ob jemand „nur“ durchhängt oder am Anfang einer Depression steht. Folgende Symptome können z. B. Anzeichen für eine Depression sein:

  • Wesensveränderung,
  • Schlaflosigkeit,
  • Antriebsschwäche,
  • Appetitlosigkeit,
  • schneller Gewichtsverlust,
  • allgemeine Interesselosigkeit.

Während einer Depression ist der Stoffwechsel im Gehirn gestört

Für das Deutschland-Barometer Depression wurden 2.000 Personen zwischen 18 und 69 Jahren befragt. Dabei zeigte sich, dass als Ursache für Depressionen meist Schicksalsschläge (96 %) oder Belastungen am Arbeitsplatz (94 %) angenommen werden. Biologische Ursachen (63) wie Erblichkeit kannten dagegen weitaus weniger der Befragten. Fälschlicherweise nannten viele der Befragten eine „falsche“ Lebensführung (50 %) oder Charakterschwäche (ca. 30 %) als Auslöser der Krankheit. Dass während einer Depression der Stoffwechsel im Gehirn gestört ist, wussten nur rund 65 % der Befragten.

Depression? Kollegen sollten frühzeitig handeln

Jeden Tag nehmen sich durchschnittlich 28 Menschen das Leben. Der Suizid erfolgt häufig aufgrund einer unzureichend behandelten Depression oder anderen psychischen Erkrankungen. So kommen in einem Jahr in Deutschland mehr Menschen durch Selbsttötungen ums Leben als durch Verkehrsunfälle, Drogen, Mord und HIV zusammengerechnet.

Wenn einem auffällt, dass ein Kollege auch nach drei Wochen noch Symptome zeigt, die auf eine Depression hinweisen, sollte dem Betroffenen raten, professionelle Hilfe zu holen. Ein Gespräch mit dem Hausarzt ist meist der erste Schritt für den Betroffenen.

"Gute Ratschläge" helfen nicht

Gut gemeinte Ratschläge, wie ein paar Tage Urlaub, ein faules Wochenende, der Besuch im Thermalbad helfen nichts, wenn jemand an einer Depression leidet. Bei der Befragung für das Deutschland-Barometer gaben 18 % der Befragten sogar an, dass „Schokolade essen“ ein geeignetes Mittel gegen Depressionen sei und 19 % meinten, „sich zusammenreißen“ würde helfen.

Das sind adäquate Behandlungsmethoden

Eine Depression ist eine schwere, oft lebensbedrohliche Erkrankung. Adäquat behandeln kann man sie mit einer Psychotherapie und/oder mit Antidepressiva. Allerdings müssen die Patienten oftmals lange Wartezeiten überbrücken, bis sie einen Termin beim Facharzt oder Psychotherapeuten erhalten. Eine hilfreiche Ergänzung und Stärkung der Selbsthilfe können dann digitale Angebote wie z. B. das internetbasierte Selbstmanagement-Programm iFightDepression sein. Es bietet u. a. Übungen, um den Schlaf zu regulieren, negative Gedankenkreise zu durchbrechen oder positive Aktivitäten zu planen.

Auch Angehörige brauchen Hilfe

Depressionen haben oft keinen erkennbaren Grund. Trotzdem kann es sein, dass sich Angehörige schuldig fühlen. Für sie kann es dann wichtig sein, sich mit anderen Leidensgenossen auszutauschen. Zu erkennen, dass es auch anderen so geht, kann entlastend wirken.

Informationen zu Depressionen zum Hören

Weitere Informationen zum Thema Depressionen gibt es beim Bayerischen Rundfunk als Notizbuch auch zum Hören unter dem Titel „Schwermut im Alltag - Wie gehen wir mit Depressionen und "Downs" im Leben um?“.

Informationen zu Depressionen zum Nachlesen

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Schlagworte zum Thema:  Psychische Belastung, Psychische Erkrankung